Heimat im Gepäck – Die Geschichtsschreiber des Arbeiter-Samariter-Bundes

Wer seine Heimat im Gepäck hat, hat sich freiwillig oder unfreiwillig auf einen Weg gemacht, manchmal mit festem Ziel, manchmal auch in eine ungewisse Zukunft. In diesem Buch erzählen Menschen aus Krefeld und Düsseldorf von diesen besonderen Lebenswegen.

Viele von ihnen waren während des Faschismus durch Verfolgung, Krieg und Vertreibung gezwungen, ihre vertraute Heimat aufzugeben. So erinnert sich z.B. Lieselotte, geboren 1929 im Sudentenland und nach der Aussiedlung zunächst im Erzgebirge gelandet, an die teils feindseligen Stimmung, die ihrer Familie dort entgegenschlug.

Aber sie berichtet auch von hilfreichen Menschen, wie einem Lehrer, der erkannte, dass „auch wir Flüchtlinge Begabungen und Kenntnisse [hatten], die nun als Beitrag geachtet wurden. Er gab uns unsere Würde zurück.“ In den 50er Jahren ging die Familie wegen besserer beruflicher Chancen in den Westen und Lieselotte kam zunächst nach Düsseldorf, später nach Krefeld. Hier hat sie im Rahmen des Projekts „Geschichtsschreiber“ des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) ihre Lebensgeschichte einer ehrenamtlichen „Geschichtsschreiberin“ erzählt, die diese zu Papier gebracht hat.

Zahlreiche, ganz unterschiedliche Geschichten wurden so bereits erzählt und aufgeschrieben, nicht nur zum Thema Heimat. Festgehalten wurden Erinnerungen an unbeschwerte Kinderspiele und bange Bombennächte, an die erste Liebe und die (Un-)Möglichkeit, die eigenen Berufswünsche zu erfüllen. Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg, Wirtschaftswunder, Teilung und Wiedervereinigung, Zuwanderung, die 68er: all dies hat die Lebenswege der Erzählenden beeinflusst.

Bildnachweis: ASB

Zunächst entstehen aus den Texten ganz persönliche Lebensbücher. Aber diese enthalten eben nicht nur private Erinnerungen, sondern sind auch zeitgeschichtliche Zeugnisse. Daher können die Texte, sofern die Erzählenden zustimmen, ganz oder teilweise veröffentlicht werden, wie z.B. in der Anthologie „Heimat im Gepäck“, die das Thema mit vielen unterschiedlichen Auszügen beleuchtet.

Einige der Biografien sind aber auch im Ganzen in der Mediothek ausleihbar; Sie finden die Bücher im Bereich „55 plus Erinnerung“. Auszüge können außerdem auf dem Blog des Projekts „Geschichtsschreiber“ unter www.geschichtsschreiber-asb.de nachgelesen werden.  

Bildnachweis: ASB

Am Freitag, 15. November, um 16.00 Uhr sind die „Geschichtsschreiber*innen“ zu Gast in der Mediothek. Unter dem Titel „Verliebt, verlobt, verheiratet“ lesen sie Textauszüge über die Liebe in den 40er bis 60er Jahren. Ältere Krefelderinnen und Krefelder haben erzählt, wie sie zwischen Wiederaufbau und Wirtschaftswunder, zwischen Boogie-Woogie und Petticoat die große Liebe gefunden haben und welche Hindernisse sie überwinden mussten. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist möglich unter mediothek[@]krefeld.de.

Wer nun Lust bekommen hat, selbst eine Lebensgeschichte aufzuschreiben oder aus seinen Erinnerungen zu erzählen, kann sich beim ASB unter der Rufnummer 02151/ 924170 oder per Mail an b.deussen[@]asb-krefeld.de melden – denn das Projekt geht weiter: Voraussichtlich im Februar 2025 startet der nächste Durchgang, für den wieder Erzählende und Schreibende gesucht werden.

Kontakt für weitere Informationen: Bärbel Deußen, Tel: 02151/ 934 17 28  │ E-Mail: b.deussen[@]asb-krefeld.de

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..