Die grüne Hölle – hautnah!

Hi zusammen,

Motorsport – das ist für viele die Formel 1 und eventuell noch die DTM.

Ich nehme euch heute mal mit in eine Rennserie, in die ich mich vor langer Zeit verliebt habe. Warum das so ist, versuche ich mal zu erklären und zu beschreiben. Aber, der Reihe nach. In diesem Blogbeitrag geht es heute um die VLN-Langstreckenmeisterschaft. Anders als bei vielen Rennserien finden die 10 Rennen im Jahr auf nur einer Rennstrecke statt…der legendären Nürburgring Nordschleife.

Im Mai 1927 eingeweiht ist dieses Asphaltband durch die Eifel nach wie vor einer der spannendsten, längsten und gefährlichsten Rennstrecken der Welt. Eine der legendärsten in jedem Fall. Über 20 Kilometer lang führt diese Strecke durch Wälder, über Kuppen und durch Täler. Wenn keine Renntage sind, kann man sich auch mal mit dem eigenen Auto auf die Nordschleife wagen, unbedingt mal ausprobieren. Aber zurück zum Rennen. Bis zum Nürburgring fährt man etwas über eine Stunde von Krefeld aus, die Rennen sind immer Samstags, auch das ist eher ungewöhnlich, normalerweise sind Sonntage Renntage, und da ich oft Samstag anderweitig unterwegs bin oder arbeite kann ich mir leider nicht jedes Rennen live ansehen. Aber, ich versuche schon so drei oder vier Läufe „in Echt“ zu schauen. Dabei fängt der tolle Tag schon an, wenn man anreist, durch die Eifel, herrlich. Wenn, wie bei meinem letzten Besuch dort, das war der zweite Lauf in diesem Jahr am 7. April, die Sonne scheint, dann ist das im Grunde wie Urlaub.

Gut, ich hatte noch 10 Euro Eintritt und 5 Euro Parkgebühren im Kopf, das ist wohl in diesem Jahr etwas teurer geworden und man ist mit 15 und 8 Euro dabei, aber, verglichen mit einem Formel Eins Ticket ist das ja immer noch ein Schnäppchen, zumal die Parkkarte für alle Parkplätze rund um die Nordschleife gilt. Gestartet wird auf dem Grand Prix Kurs des Nürburgrings, welcher dann auch in Teilen befahren wird, bevor es raus auf die Nordschleife geht. Im Bereich des Grand Prix Kurses befindet sich auch das Fahrerlager und die Boxengasse. Und hier wird es zum ersten Mal anders als bei anderen Rennserien. Es gibt einige Gründe, warum ich diese Veranstaltungen so mag, einer davon ist definitiv die Fannähe. Im Eintrittspreis ist der Zugang zum Fahrerlager und zur Boxengasse enthalten. Wo gibt es so etwas heute noch?

Es ist einfach unglaublich spannend, so nah dabei sein zu können. Man kann in die Teamtrucks schauen, sich mit vielen interessanten Menschen unterhalten, riecht den Sprit, den Gummi der Reifen und das Öl.

Der vielzitierte „Motorsport zum Anfassen“, hier wird das wirklich gelebt. Und zwar in allen Klassen. Alle Klassen? Jap, die VLN Langstreckenmeisterschaft ist eine Mehrklassenveranstaltung. Das bedeutet, dass ganz verschiedene Rennwagen gleichzeitig auf der Strecke sind, aber in ihrer eigenen Klasse um Siege fahren. Natürlich gibt es immer einen Tagessieg, den Gesamtsieger, aber so bleibt es zum einen spannend und zum anderen bietet sich so die Möglichkeit, einen Lamborghini und einen Jetta im gleichen Rennen fahren zu lassen. Für die Fahrer eine absolute Konzentrationsleistung, gerade wenn es auf der engen Nordschleife ans Überholen geht. Aber dazu später mehr, erstmal verweilen wir noch ein paar Minuten in der Boxengasse. Wie gesagt, man ist verdammt nah dran.

Sieht man mal einen Lamborghini Huracan in freier Wildbahn, ist er meist auf Hochglanz poliert und sieht aus wie aus dem Ei gepellt, am Ring trägt auch der italienische Stier so seine Kampfspuren.

Ein wichtiger Bestandteil eines solchen Tages sind die Fans. Es wimmelt überall von Interessierten, von Motorsportbegeisterten, von Familien und von Fotografen. Und, alle kriegen, wenn sie nett Fragen, ihre Chance sich Autos anzusehen, mit Mechanikern und Fahrern zu sprechen und so wirklich, echte Motorsport-Luft zu schnuppern.

Wenn man genau hinschaut, kann man immer auch witzige Dinge entdecken…diese beiden hier sind offenbar große Fans eines gelben Mercedes 😉

Sie zockelten durch das Fahrerlager und waren kurz vor dem Start in Richtung Tribüne unterwegs. Das Ziel ihrer Begierde stand zu diesem Zeitpunkt schon auf der Start- und Zielgeraden und wurde für den Start vorbereitet.

Und dann ging es los. In drei Startgruppen wird gestartet und ich kann Euch sagen, wenn knapp 180 Rennwagen loslegen, dann ist Gänsehaut angesagt. Immer wieder ist es ein spannender Moment, wenn sich das Feld auf eine 4 Stunden lange Hatz durch die Eifel macht. 

Die Vielfalt macht einen weiteren Teil des Reizes aus, egal ob Mercedes, Audi, Porsche, BMW, Volkswagen, Opel, Renault, Ferrari, Lamborghini, KTM oder was es sonst noch so gibt um den Kurs kacheln, es macht Krach, es riecht nach Benzin und es ist echter Motorsport, Rad an Rad Duelle, Überholmanöver, Windschattenfahrten, wer auf der Nordschleife ein Rennen fährt, muss sein Handwerk beherrschen, dabei ist es egal ob man im Clio oder im Lambo unterwegs ist.

Das einzige Problem bei einer 20 Kilometer langen Strecke ist die Tatsache, dass man nie alles im Blick haben kann. Anders als bei einem Fußballspiel geht die Gesamtübersicht gemeinhin flöten. Aber, hier gibt es Abhilfe. Zum einen ein wirklich gutes Ringradio, welches die Ergebnisse durchgibt und das Rennen moderiert und, seit einiger Zeit, einen tollen Livestream, welcher mit Streckenkameras und tollen Cockpitbildern das Rennen anschaulich werden lässt. Wenn man sich dazu noch ne Currywurst/Pommes holt, ist es nahe an der Perfektion ;).

So, Start geschaut, Currrywurst gegessen, es wird Zeit den Grand Prix Kurs zu verlassen und sich den echten Nürburgring anzuschauen, ab an die Nordschleife. Mit dem Auto sind die meisten Abschnitte ganz gut zu erreichen, ein bisschen Fußweg ist immer dabei, gerne auch mal recht steil bergan, aber was tut man nicht alles.

Dafür ist man dann aber auch mittendrin bei den Hardcorefans, da wird gezeltet, getrunken, getanzt und gegrillt. Die Favoriten werden bei jeder Runde frenetisch gefeiert und man zelebriert die ganze Nummer so richtig mit Genuss. Ein Erlebnis, welches man einfach mal mitgemacht haben muss.

Man ist verdammt nah dran und dann den Fahrern bei der Arbeit zusehen. Meist ist es so, dass sich zwei bis drei Fahrer ein Auto teilen, die Rennen gehen immer 4 Stunden und eines der 10 dauert sogar 6 Stunden. Eine lange Zeit, welche Mensch und Material schon sehr fordert. Ab und an kommt es dann auch mal zu Abflügen und Blechschäden. Ärgerlich, teuer und auch nicht immer ganz ungefährlich. Den Beinamen „Die grüne Hölle“, den Jackie Stewart der Nordschleife verlieh, trägt sie nicht ohne Grund.

Und so ist es schon so, am Ende eines Renntages zählt nicht nur das Ergebnis, sondern auch die Tatsache, dass alle Fahrer, Verantwortlichen und Zuschauer heil wieder nach Hause gehen können. Dafür wurde und wird viel getan, Streckenposten stehen rund um die Strecke, es wurden, nicht zuletzt nach einem schweren Unfall 2015 bauliche Maßnahmen ergriffen um die Strecke sicherer zu machen, es gibt Fangzäune und ein sehr gut ausgestattetes Medical Center direkt an der Strecke.

Ich hoffe, ich konnte Euch etwas von der Faszination transportieren. Es geht eben nicht nur um die Autos und den Sport, es geht um die Fannähe, das schon fast familiäre Auftreten vieler Teams hier oben am Ring und um die Faszination Motorsport. Von den ganz großen, schnellen, teuren Autos bis zu den seriennahen kleinen Flitzern.

Und, bevor ich hier auf diesen Blogpost den Deckel mache, muss ein Auto natürlich unbedingt noch erwähnt werden. Wer schon mal ein 24 Stunden Rennen vom Ring im TV gesehen hat, oder live vor Ort war, wer die VLN kennt, der weiß, was jetzt kommt. Kein Rennen ohne den legendären Opel Manta. Am 23 April 1994 feierte er sein Debüt auf der Nordschleife, 2016, nach 111 Rennen durchbrach er die 50.000 Kilometer Nordschleifenmarke und er ist immer noch dabei. Der Wagen ist am Nürburgring absoluter Kult, nicht zuletzt wegen des Original Fuchsschwanzes an der Antenne!

So, das soll es jetzt aber wirklich gewesen sein, wie gesagt, ich hoffe, Euch hat der Einblick in eines meiner Hobbies gefallen, vielleicht sieht man sich ja mal am Nürburgring….

Euer Martin

2 Gedanken zu „Die grüne Hölle – hautnah!

  1. Hat dies auf Rückenwind rebloggt und kommentierte:

    Hallo zusammen,

    neben dem radeln ist ja auch der Motorsport ein großes Hobby für mich. Dieser allerdings passiv 😉 Für den Blog der Mediothek habe ich einen kleinen Beitrag über meinen letzten Besuch am Nürburgring geschrieben. Ich hoffe, er gefällt Euch 😉
    Euer Martin

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