Tea Time, Tränen und Toilettenchaos – Unser Wochenende in Manchester – Part 2

Unser Wochenend-Trip geht weiter!
Hier nochmal eine kleine Auffrischung was im letzten Part passiert ist: (wer sich noch erinnern kann, darf das natürlich gerne überspringen 😉 )
Nach aufwendiger Planung haben wir die Reise nach Manchester angetreten, uns dort als erstes (natürlich) die zentralen Bibliotheken angeguckt und ein paar mehr oder weniger schmeichelhafte Selfies fabriziert.
Im heutigen Teil gucken wir uns die Stadt noch etwas genauer an, verlaufen uns (fast) in einem Einkaufszentrum und erleben schließlich noch das Konzert.

Das alles erzählen wir euch unbeauftragt und unbezahlt. Also viel Spaß beim Lesen 😀

Als nächstes sahen wir uns das Gay Village rund um die Canal Street an.

Neben diversen Bars und Clubs entdeckten wir auch einen kleinen Park, in dem das Aids Memorial und die Alan Turing Statue (Wer, so wie Jule, nicht weiß, wer das ist, kann gerne den Film „The Imitation Game“ ausleihen :D) stehen. Außerdem findet man auch dort das Manchester Wahrzeichen, die Biene. Diese hatten wir zuvor schon an vielen Orten in der Stadt gesehen, unter anderem in der Kinderecke der Central Library. Die Biene im Gay Village war unser Favorit. Sie war in den Farben der LGBTQ-Flagge bemalt und auf ihrem Rücken waren verschiedene Hashtags, zum Beispiel #Diversity und #LoveIsLove. Ziemlich schick.

Um diese Uhrzeit war allerdings verständlicherweise noch nichts los. Also beschlossen wir, am Abend nach dem Konzert nochmal einen kleinen Umweg über die Canal Street zu machen, und zogen erstmal weiter ins sogenannte „Northern Quarter“.

Dieses alternative Viertel Manchesters lockt mit Secondhand-Läden für Klamotten, Musik und eigentlich alles Mögliche, kleinen Cafés und Straßenkunst. Unser Plan war es, in ein paar der Läden hineinzuschauen und uns vielleicht in ein Café zu setzen, bevor wir unser Gepäck ins Hostel bringen und zum Konzert gehen würden. Doch wir hatten die Rechnung ohne „Afflecks“ gemacht.

Afflecks ist ein riesiges, verwinkeltes Gebäude, das Shop-ception betreibt, also Shops in Shops, beziehungsweise in diesem Fall: gefühlte tausende von kleinen Shops in diesem einen riesigen Gebäude. Es war Wahnsinn. Aber es war auch verdammt cool.

Die Shops waren alle völlig verschieden und es gab an jeder Ecke etwas anderes zu entdecken – von selbst bemalten Schuhen über Räucherkerzen bis hin zu einer Donut-Bar. Es gab auch an jeder Ecke ein Treppenhaus, was nur zu unserer Verwirrung beitrug. Es schien sehr einfach, sich auf den 4 Stockwerken zu verlaufen, und einen einzelnen Shop wiederzufinden beinah unmöglich, vor allem, da es keine genaue Aufteilung gab, sondern alles kreuz und quer verkauft wurde und die einzelnen Shops zum Teil sogar ineinander übergingen. Das richtige Wort dafür wäre wahrscheinlich: überwältigend.

Natürlich wollten wir trotzdem alles sehen.

Zwischendurch verhedderten wir uns zwar immer wieder zwischen den Läden, hatten aber schlussendlich doch zumindest das Gefühl alles gesehen zu haben 😀 Viele der Verkaufsgegenstände waren ziemlich kitschig und sahen billig aus (und waren es auch), aber es gab einzelne Shops, die wirklich tolle Sachen anboten. Vor allem natürlich die kleinen Handarbeits-Nischen, wo zum Beispiel die eben schon erwähnten selbst bemalten Schuhe oder auch besondere Straßenschilder vor Ort gestaltet und verkauft wurden. Und dann gab es noch den Laden, der fast das gesamte zweite Stockwerk einnahm, und der neben Klamotten auch Dinge wie Trinkgläser und Notizbücher anbot. Dieser wirkte hochwertiger als die meisten anderen Shops, weshalb wir dort wahrscheinlich auch die meiste Zeit verbrachten. Chiara fand an einem der Kleiderständer ein T-Shirt, das ihr gefiel, von dem sie aber nicht sicher war, ob sie es wirklich kaufen wollte. Die gesamte restliche Zeit, die wir noch im Afflecks verbrachten, wägte sie die Entscheidung ab, und entschloss sich schließlich dafür. ZUM GLÜCK war es aus dem vermutlich einzigen Shop, den man tatsächlich wiederfinden konnte, einfach aufgrund seiner Fläche 😀

Nach diesem etwas zeitraubenden, aber die Zeit definitiv wert gewesenen Erlebnis stellten wir erleichtert fest, dass alle Shops im Northern Quarter auch am nächsten Tag geöffnet haben würden, obwohl es ein Sonntag war. Wir beschlossen also, das Shopping auf den nächsten Tag zu verschieben und erstmal unser Gepäck ins Hostel zu bringen, etwas zu essen und dann zum Konzert zu gehen.

Unser Hostel lag relativ zentral und war zu Fuß einfach zu erreichen. Als wir ankamen waren wir uns zuerst nicht sicher, ob wir überhaupt richtig waren, denn der Seiteneingang war verschlossen und der andere führte in einen Pub. Als wir in Ermangelung anderer Möglichkeiten dann dort hineingingen, stellte sich heraus, dass das Hostel direkt über dem Pub war und der Seiteneingang mit seinem Zimmerschlüssel, den man im Pub erhielt, zu öffnen war. Eigentlich ganz logisch 😀

Das Zimmer war erwartungsgemäß klein (war ja auch günstig ;)), aber mit allem ausgestattet was wir brauchten, inklusive einem Fernseher und einer Tee-Bar, die sich noch als sehr nützlich erweisen würde. Fürs Erste stellten wir aber nur unsere Sachen ab und nahmen das Wichtigste in kleineren Taschen wieder mit. Dann ging es zurück zum Club, in dem das Konzert stattfinden würde, wo wir immer noch alleine waren. Eigentlich ganz angenehm, denn so konnten wir uns auf die kleine Stufe vor der Tür setzen, die sonst sicherlich schon besetzt gewesen wäre. Allerdings hieß das im Umkehrschluss natürlich auch, dass es jetzt schwierig werden würde gleichzeitig wegzugehen, denn falls in der Zeit dann andere Fans ankämen, wäre unser Logenplatz natürlich sofort weg.

Wir hatten aber Hunger. Man sollte eigentlich meinen, dass es kein Problem wäre, wenn einer von uns losgeht und dem anderen das Essen einfach mitbringt. Allerdings war Jules Handy-Akku leer, was bedeutete, dass wir uns weder hätten verständigen können wenn sich der Essensholer verliefe, noch wenn Fragen zur Essensbestellung aufkamen. Also blieb uns nichts anderes übrig, als unseren Platz zu räumen und zu hoffen, dass ihn in der Zwischenzeit niemand für sich beanspruchen würde.

Auf ging es zu Wagamama, einem asiatischen Restaurant, das wir vorher schon am St Peter’s Square gesehen hatten, wo auch die Central Library ist. Wir bestellten ein Nudelgericht und eine Portion Gyozas zum Teilen – und natürlich zum Mitnehmen. Wir wollten ja möglichst schnell zu unserem Platz zurück.

Wir hatten Glück! Als wir mit dem dampfenden Essen ankamen, waren wir immer noch allein, aber nur wenige Augenblicke später tauchten zwei andere Fans auf. Minuten später und unser Logenplatz wäre weg gewesen! Nicht auszudenken…

So aber konnten wir bequem im Sitzen essen (…und es war wirklich, wirklich lecker!) und uns nebenbei und danach mit den beiden anderen unterhalten, die sehr nett waren.

Sie waren sogar so nett, dass sie unseren Platz freihielten, als wir nochmal ins Hostel gingen. Hauptsächlich um uns aufzuwärmen, aber auch um unsere Sachen abzulegen, denn bei einem Konzert braucht man Bewegungsfreiheit. Auf unserem Zimmer entdeckten wir dann die Tee-Bar wieder, die wir schon wieder vergessen hatten und für die wir so umso dankbarer waren. Als wir dann irgendwann den Tee ausgetrunken hatten und nicht mehr zitterten, wagten wir uns wieder hinaus in die Kälte und zurück zum Club.

Nach und nach tauchten dort natürlich immer mehr Leute auf, die auch zum Konzert wollten und irgendwann begann Chiara damit, ihre roten Zettel zu verteilen. Sie hatte nämlich (inspiriert von ähnlichen Aktionen zum Beispiel beim Konzert von Fall Out Boy) rote Papierquadrate ausgeschnitten, auf die sie das Logo der Band und die Songzeile „We are Dreamers“ gedruckt hatte. Die Idee dahinter war, den Zettel bei bestimmten Liedern vor die Handytaschenlampe zu halten und damit ein Meer aus roten Lichtern zu erschaffen.

Und dann ging es auch schon los – mit uns in der ersten Reihe.

Von den zwei angekündigten Support-Bands begann Shaded, deren Manager der noch-Bassist von Milestones ist. Ihr Stil ist klassischer Pop-Punk, nichts Besonderes, aber auch überhaupt nicht schlecht (subjektive Meinung).

Der zweite Support war der Singer-Songwriter Luke Rainsford plus Band. Seine Musik gefiel uns insgesamt deutlich besser. Die Texte waren sehr ehrlich und leidenschaftlich und brachten dadurch viele Emotionen rüber.

Noch viel emotionaler wurde es aber natürlich als dann endlich Milestones auf die Bühne kamen. Anfangs war es fast wie ein normales Konzert, aber irgendwann kam dann doch die Sprache auf die Trennung der Band. Matt, der Lead-Sänger, hielt eine kurze aber bewegende Rede bevor die Band „Hold On“ spielte, ein sehr emotionales Lied, bei dem das erste Mal die Taschenlampen zum Einsatz kamen und auch die ersten Tränen fielen.

Viel schlimmer wurde es dann aber bei der Zugabe, also den zwei absolut letzten Liedern, die Milestones je spielen würden. Besonders beim letzten Lied war Chiara einfach nur noch ein emotionales Wrack. Es war Milestones‘ erste Single gewesen, also auch das erste Lied, das sie von ihnen gekannt hatte und ihr war vorher noch nie aufgefallen wie oft darin die Worte „this is the last time“ vorkommen.

Und dann – viel zu schnell – war es auch schon vorbei und die Fans untröstlich.

Die Band verteilte noch die verwendeten Setlists und von Eden, dem Gitarristen, bekam Chiara sogar die Flagge der Band in die Hand gedrückt, die das Bühnenbild gewesen war. Er kam zu uns an die Barrikade, gab ihr ebendiese Flagge, umarmte sie und entschuldigte sich. Was Chiaras Trauer ironischerweise nur noch schlimmer machte 😀 Jule gab ihr bestes, doch sie war untröstlich.

Zum Glück hatte die Band alles schnell abgebaut und kam von der Bühne um mit ihren Fans zu reden und Fotos zu machen. Chiara musste sich also etwas zusammenreißen um sich nicht völlig lächerlich zu machen.

Als erstes trafen wir den Bassisten und dann die beiden Gitarristen, die alle ein angemessen schlechtes Gewissen hatten, versuchten, uns zu trösten, und sich für den jahrelangen Support bedankten. Zuletzt redeten wir noch mit dem Sänger, der die Frechheit besaß, gute Laune zu haben. Unglaublich!

Chiara beschloss, dass sie noch nicht genug getröstet war und betrieb Frustshopping indem sie sich die Platte von Luke Rainsford kaufte und sich von ihm signieren ließ.

Auch Jule, die Merch-mäßig noch eher schlecht ausgestattet war, gönnte sich etwas und machte dabei auch noch ein echt gutes Schnäppchen! Eigentlich wollte sie nur ein T-Shirt für 15 Pfund kaufen. Da war dann direkt noch ein Rucksack inklusive. Und auf dem Tisch lagen Aufkleber, die vielleicht oder vielleicht auch nicht (Jule hat die Verkäuferin nicht so gut verstanden) gratis waren, und von denen sie dann auch noch welche mitgenommen hat (wir wurden nicht von der Polizei verfolgt, also waren sie wohl gratis gewesen). Das alles für 15 Pfund! Eigentlich…

Denn als Jule mit einem 20-Pfund-Schein zahlte, hatte die Verkäuferin “leider“ keinen 5-Pfund-Schein mehr und gab ihr einfach 10 zurück 😀

Als dann schließlich alle Einkäufe getätigt und (fast) alle Tränen versiegt waren, machten wir uns völlig aufgelöst und in trauriger Stimmung auf den Rückweg. Wir hatten gerade ein paar Häuserreihen hinter uns gelassen, als Jule einfiel, dass wir eigentlich vorgehabt hatten, über die Canal Street zurückzugehen, um mal einen Eindruck vom dortigen Nachtleben zu bekommen. Gott sei Dank entschied sie sich nach kurzem Zögern doch noch dazu, das Thema zur Sprache zu bringen, denn sonst hätten wir eine der großartigsten Nächte unseres Lebens verpasst. So kehrten wir also wieder um, passierten noch einmal die weinenden Häufchen Elend vor der Konzertlocation und gaben uns dann der bunten Canal Street hin. Begeistert nahmen wir alle Eindrücke auf.

Jule hat dank ihrer – wie sie es immer gerne nennt – „Ausstrahlung“ natürlich direkt wieder einen Gutschein für einen Gratis Shot in einer der Bars in die Hand gedrückt bekommen. Dieser Gutschein brachte uns zum Nachdenken.

Wollt ihr wissen wie wir uns entschieden haben? Haben wir uns noch ins Nachtleben gestürzt oder sind wir doch lieber schlafen gegangen? 😀
Nächste Woche geht’s weiter! 😉

Bis bald,
Jule und Chiara

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