Das STADTRADELN ist für dieses Jahr leider wieder vorbei, aber wir haben noch eine spannende Radtour-Geschichte, von der wir euch wie immer gerne – unbeauftragt und unbezahlt – berichten.
Während der heißen Tage brauchten wir ständig Ideen für neue Abkühlungen. So kam es, dass wir Jules Mutter um Rat fragten. Sie empfahl uns eine Reihe verschiedener Badeseen, aus denen wir uns nach einigen Überlegungen für den Eyller See entschieden.
Also machte Jule sich am Sonntagmorgen auf, da wir von Chiara aus starten wollten.
Unser Plan war es, eine zwar längere, aber dafür schönere Strecke zu nehmen. Wodurch wir gleichzeitig auch noch mehr Kilometer sammeln würden. Los ging es über den ultimativen Geheimpfad zwischen Hüls und der B9, über einen halsbrecherischen Hügel! Wir sind einfach Adrenalinjunkies. Oder Chiara wohl doch nicht. Denn sie ist abgestiegen! Unglaublich.
Sobald wir wieder auf ebenem Untergrund waren, ging die Reise richtig los. Natürlich hörten wir dabei die fantastische Mediotheksplaylist mit unseren exklusiven Sommerhits. Bedingt durch die Hitze war auf den Straßen kaum etwas los, weshalb wir die Musik so laut machen konnten wie wir wollten und ungestört schrecklich mitsingen konnten. Als einzige tapfere Hitzeradler hatten wir uns das verdient. So zogen wir langsam unsere Bahnen über den vor Hitze flimmernden Asphalt in Richtung des verlockenden Sees. Umringt von wüstenähnlichen einsamen Feldern, nahmen wir plötzlich einen noch verlockenderen Duft wahr, der uns zu Beginn fast wie eine Sinnestäuschung vorkam. Doch dann offenbarte er seinen Ursprung – ein Erdbeerfeld! Das stürzte uns in eine tiefe moralische Krise. Bis…wir entdeckten, dass es sich um ein Selbstpflückerfeld handelte. Dem Himmel sei Dank! Wir beschlossen, diese Gelegenheit bei der Rückfahrt zu nutzen und fuhren erstmal dran vorbei. Der See hatte oberste Priorität.
Zu unserem Glück erhielten wir schon kurze Zeit später die nächste erfreuliche Überraschung: ein Sprenger! Wir konnten praktisch schon von weitem die kühlen Tropfen auf unserer erhitzten Haut spüren. Den einzig wirklich wertvollen Wertgegenstand, den wir dabei hatten, Jules Handy, verstauten wir wassergeschützt. Und dann ging es los. Unter lautem Geschrei (ihr könnt gerne raten von wem ;)) radelten wir durch die Wasserfontäne. Stinkendes Grundwasser. Die pure Erfrischung.
Und dann waren wir endlich da! Bei der richtigen Erfrischung. Allerdings hatten wohl viele Leute die gleiche Idee wie wir, weshalb der Strandbereich völlig überfüllt war. Nachdem wir unsere Fahrräder endlich zwischen die Massen an Rädern gequetscht hatten, schleusten wir uns durch die etwas unorganisierte Kasse. Nach kurzer Zeit hatten wir ausgekundschaftet, dass die Hundewiese eindeutig der optimale Liegeplatz wäre. Denn über die wenigen Menschen, die sich dort aufhielten, dominierten die Hunde.
Wir fürchteten zwar die Verbannung, sollten den anderen Menschen auffallen, dass wir gar keine Hunde hatten, aber um dieses Risiko zu vermindern sprachen wir ab und zu mit unseren Taschen. Diese Taschen bargen jedoch noch ein ganz anderes Risiko: Essen. Zwar war nichts davon wirklich hundegeeignet (Brot mit Dip, Zwieback und Obst), aber das hielt die Vierbeiner nicht davon ab, ständig unser geruhsames Picknick zu stören. Unser häufigster Besucher war der Hund Eik vom Nachbarhandtuch. Nachdem seine Besitzerin sich anfangs immer wieder bemühte ihn zurückzuholen, gab sie irgendwann mehr oder weniger auf und überließ uns die Verantwortung.

Nach kurzer Zeit hatten wir die Hierarchie der Hundegangs durchschaut und es machte uns großen Spaß, die Machtspielchen zu beobachten und mit unseren Favoriten mitzufiebern. Das waren vor allem ein mittelgroßer Hund mit rötlichem Fell und ungewöhnlich langen Ohren (im Folgenden immer: der Fuchshund) und ein großer, dunkler Hund, der mit seinen Schlitzaugen sehr an die mutierten Monster aus Tribute von Panem erinnerte, und dem man im Dunkeln lieber nicht allein begegnen würde. Wir tauften ihn: Gruselhund.
Diese Beiden waren die Anführer einer Gang, deren Umgang Hundemütter ihren Welpen verbieten würden. Sie umzingelten und bedrohten regelmäßig schwächere Alleingänger. Das Leben außerhalb der Sicherheit der Gangs schien hart.

Doch es gab auch noch andere markante Hundepersönlichkeiten, die wir euch nicht vorenthalten möchten. Zum Beispiel war da Dörte. Dörte (ein wirklich fantastischer Name) war ein fluffiger Fellball, der eigentlich nur seine Ruhe haben und bei seinem Herrchen auf dem Handtuch liegen wollte, aber immer wieder zwischen die beiden zuvor beschriebenen Unruhestifter geraten ist.
Zwei andere „Terroristen“ waren Jacky und Zeus (Namen von der Redaktion geändert). Die beiden Berner Sennenhunde, deren Besitzerin sich nur wenig für sie zu interessieren schien, und die daher ständig sowohl Hund, als auch Mensch auf die Nerven gingen (natürlich auf eine liebenswürdige Art und Weise). Wobei es nur bedingt liebenswürdig gewesen wäre, wenn sich einer von beiden in unserer Nähe geschüttelt hätte (niemand mag den typischen „Nasser Hund Geruch“). Und außerdem hatten wir dauernd ihre Hare zwischen den Zähnen.

Wen wir nicht zwischen den Zähnen, aber ab und zu auf unserem Handtuch und uns selbst hatten, war der bei uns als Bergsteigerhund bekannte schwarze Geselle, dessen Kletterwut auch nicht vor fremden Menschen haltmachte.
Seine Expeditionen wurden nur manchmal von einem weiteren Hund gestört, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, jeden noch so unmöglich geworfenen Ball seines Herrchens zu fangen. Er sprintete mühelos immer wieder von einer Ecke der Wiese zur anderen und rettete damit jeden, den der Ball sonst mitten ins Gesicht getroffen hätte.
Dafür rannte er aber fast den niedlichen Labradorwelpen Hector übern Haufen, der nach seinem ausgiebigen Mittagsschlaf neugierig über die Wiese tapste.

Natürlich gab es neben diesen noch viele andere – eigentlich nennenswerte – vierbeinige Charaktere, aber anstatt die hier noch ewig weiter auszuführen, würden wir euch empfehlen, selbst mal einen Tag auf der Hundewiese zu verbringen und alles live, in Action und in Farbe zu erleben. Lohnt sich! 😉
Was sich weniger, beziehungsweise gar nicht lohnte, war hingegen unser Erforschen des geheimnisvollen Pfads hinter dem Zaun, der die Hundewiese säumte, entlang und anscheinend weiter um den See, den ab und zu jemand entlanglief.
Natürlich wollten wir wissen wo der hinführte!
Also packten wir unsere Sachen zusammen, damit keiner der Hunde uns etwas klauen konnte, und machten uns auf. Der Einstieg in den Pfad war am Beginn der Hundewiese und führte komplett daran vorbei, bis er schließlich… endete. Wirklich, knappe 5 Meter außer Sichtweite der Wiese war ein verschlossenes Tor in einem Zaun. Kein Durchkommen. Und keine Ahnung wo die anderen Leute hergekommen oder hingegangen waren, die diesen Pfad benutzt hatten.
So schlichen wir gebeugten Hauptes wieder zurück, bemüht, den irritierten Blicken der Hundebesitzer auszuweichen, die sich sicher fragten, warum wir den Pfad auf und ab liefen…

Und dann waren wir doch noch am überfüllten Strand!
Wobei es zu der dann schon etwas späteren Stunde gar nicht mehr sooo voll war wie vorher… eigentlich ganz erträglich.
Zum Glück, denn als wir dann endlich beschlossen hatten auch mal ins Wasser zu gehen (das Essen und Hunde beobachten hatte mehr Zeit in Anspruch genommen als gedacht), fiel uns auf, dass die Wasserstelle der Hundewiese ziemlich schmal war, wenn man bedachte, wie viele Hunde am Uferbereich davor spielten und wie viele Herrchen (größtenteils) erfolglos versuchten, diese zum Gehorchen zu überzeugen.
Es war also wirklich nicht viel Platz und außerdem war da noch diese Sache mit dem nassen Hund Geruch… sodass wir die traumhafte Hundewiese hinter uns ließen und zum Strand umzogen. (Nein, das hatte nichts mit der Peinlichkeit der Geheimpfad-Aktion zu tun!)

Als wir dann endlich im Wasser waren, ließen wir uns eine Weile lang einfach treiben und genossen den Blick in den blauen Himmel. Es war wahnsinnig entspannend und erfrischend, aber das Beste daran war, dass die Ohren unter Wasser waren und man das Geschrei der Kinder nicht hören konnte.
Es gab nämlich eine große Insel, von der sie sich gegenseitig schubsten, was einen dezenten Lärmpegel erzeugte und einen Sicherheitsabstand wegen Spritzwasserunfällen erforderlich machte. (Wir lieben Kinder.)
Während des Schwimmens hatten wir immer wieder auf die große Uhr am Strand geguckt und uns darauf verlassen, dass sie stimmte, auch wenn es uns schon ein bisschen gewundert hatte, dass die Zeit so langsam zu vergehen schien. Irgendwann merkten dann sogar wir, dass die Uhr stehen geblieben war, und beeilten uns, aus dem Wasser zu kommen. Wir mussten ja den ganzen Weg auch wieder zurück und rechtzeitig zum Essen zu Hause sein. (Essen lieben wir wirklich.)
Also manövrierten wir unsere Fahrräder vom überfüllten Parkplatz und machten uns auf den Heimweg.
Die Abkühlung, die uns das kurze Bad im See gebracht hatte, war nach wenigen Metern auf dem Fahrrad schon wieder vergessen, weshalb wir die kühle Waldlichtung inklusive Bank, die wir auf halber Strecke entdeckten, natürlich sofort für eine Verschnaufpause nutzten.
Bei uns ist das allerdings oft so, dass wir nach kurzer Zeit Nichtstun wieder Bewegungsdrang bekommen. Da wir aber am liebsten noch ein bisschen aus der Sonne bleiben wollten, mussten wir uns eine Aktivität auf der Lichtung überlegen. Das hieß: sehr begrenzte Optionen. Der einzige Gegenstand mit dem wir interagieren konnten, war die Bank.
Chiara, die bei ihrem Volleyballtraining regelmäßig Sprungkraftübungen absolviert, hatte die brillante Idee zu einer Sport-Challenge: Bankhüpfen (weitaus gefährlicher als es klingt).
Die Idee ist simpel. Es geht darum, mit beiden Füßen (natürlich mit sauberen Schuhen) gleichzeitig vom Boden davor auf die Bank zu springen. Chiara machte es vor und war erfolgreich. Nun war also Jule dran.
Sie traute ihren Beinmuskeln aber wohl nicht so ganz. Mitten im Sprung entschied sie sich um und kam mit einem satten Knallen mit den Knien zuerst auf der Sitzfläche auf. Autsch.
Unnötig zu erwähnen, dass sie es danach nicht nochmal versuchte, war die Haut an ihren Knien doch aufgesprungen und gerötet. Allerdings brillierte sie in der Vorstufe des Bankhüpfens, nämlich dem Sprung auf einen niedrigeren Baumstamm. Solch ein Kämpfergeist ist bewundernswert. Ihre Knie waren allerdings auch viele Tage später noch Matsch.
Was lernen wir daraus? Bankhüpfen ist und bleibt ein Risikosport.

Nach diesem Unglück führten wir unseren Weg weiter; über brennenden Asphalt zwischen Feldern, die keinerlei Sonnenschutz boten. Jules Knie taten beim Treten zwar schon weh, aber sie blieb tapfer. Und dafür erhielt sie vom Universum auch eine Belohnung.
Wir hatten das Erdbeerselbstpflückfeld vom Hinweg schon fast vergessen, und als es dann plötzlich vor uns auftauchte, fürchteten wir zuerst es wäre eine von einem Sonnenstich hervorgerufene Halluzination. Doch es war real und der perfekte Trost für Jules geschundene Knie.
Wir verbrachten etwas Zeit auf der Erde und ernteten unseren köstlichen Weg-Snack, bevor wir uns frisch gestärkt und mit einem Haufen Erdbeeren im Korb wieder auf die Räder schwangen.
Von da an ging es eigentlich ziemlich schnell – mit ein paar kleinen Unterbrechungen um schöne Blumen…

…zu fotografieren – wieder nach Hause.
Trotz der Blessuren hatten wir ziemlich viel Spaß und für die Abkühlung (und das Kilometer-Sammeln natürlich 😉 ) hat sich der Weg auf jeden Fall gelohnt! 😀

Bis bald,
Jule und Chiara