TietzelsTipp: Kaffee und Zigaretten von Ferdinand von Schirach

Ein wunderbares Buch: achtundvierzig kleine Szenen, Gedankensplitter, Erzählungen, Erinnerungen, Autobiographisches, Beobachtungen, Kommentare zum Zeitgeschehen. Es gibt keinen anderen Zusammenhang als den der Gedanken, in die man hineingezogen wird und die man sich selber macht.

Vieles erkennt man wieder, denn es sind Augenblicke, die man in ähnlicher oder sogar ganz gleicher Weise erlebt hat, die einen erheitern, oder zum Staunen bringen, die einen erschrecken oder beglücken. Das Leben besteht nicht nur aus dem, was man täglich erlebt, sondern vor allem daraus, was man im Kopf damit anstellt. Man sieht, erkennt, empfindet, denkt nach, interpretiert, und das führt dazu, dass man zu dem Menschen wird, der man schließlich  ist.

Man fühlt sich zu Hause in von Schirachs Gedankenwelt, so jedenfalls ist es mir ergangen. Man bummelt sozusagen mit ihm durch unsere Tage und man wird reich beschenkt mit so vielen Gedanken. Das sind einerseits von Schirachs eigene Gedanken, und dann die von anderen Menschen, die er aus Büchern oder aus anderen Schriften schöpft oder aus Gesprächen und Begegnungen gewonnen hat.

Die Szenen sind nie langweilig oder gar belehrend, obwohl man unendlich viel daraus lernen kann. Vielfach werden die Dinge kommentarlos in den Raum gestellt und der Leser muss selber wissen, was er daraus machen will. Diese kurzen Kapitel sind voller Leben und Weisheit und Anregungen, so dass man immer weiter lesen muss. Am Ende legt  man das Buch mit Bedauern darüber aus der Hand, dass es schon ausgelesen ist.

Brigitte Tietzel

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