Australia Day im Schatten der Buschfeuer

Hallo zusammen!

Heute widme ich mich einem Thema, das mich persönlich sehr interessiert. Ich finde es unheimlich spannend, mehr über die Kulturen anderer Länder zu lernen und ein Nationalfeiertag ist da als Studienthema natürlich ganz weit oben 😉 Vor allem auch, wenn er in diesem Jahr von einer Umweltkatastrophe begleitet wird, die ihn sicherlich nachhaltig beeinflusst, und über die es mir wichtig ist, im Zuge dieses Blogbeitrags zu berichten. Ich wurde weder beauftragt, diesen zu verfassen, noch werde ich dafür bezahlt.

Am 26. Januar 1788 ging Captain Arthur Philipp mit seiner Crew in der kleinen Bucht im Port Jackson von Sydney an Land und hisste die britische Flagge. Mit diesem Beginn der britischen Kolonialisierung des australischen Kontinents wird  auch die Entstehung der Nation im Down Under verbunden.

Fotograf: S. Lengrüsser

Beim Australia Day geht es vor allem darum, seinen Stolz, Australier zu sein, zu feiern und an die Geschichte Australiens zu gedenken. Neben Strandpartys, Paraden, Sportveranstaltungen, Festivals und Konzerten, werden auch traditionelle Bräuche abgehalten, wie zum Beispiel Räucherzeremonien. Der krönende Abschluss des Tages sind Feuerwerke an verschiedenen Orten, das größte davon in Perth.

Es werden all die Dinge gefeiert, die die Australier an ihrem Land lieben: die Natur, das Prinzip von ‚fair go‘ (jedem eine vernünftige, faire Chance geben), den Lifestyle, die Demokratie, die Freiheiten, die sie genießen, aber vor allem die Menschen. Es geht darum, den Beitrag eines jeden Australiers zu würdigen, egal ob schon seine Urahnen auf dem Kontinent gelebt haben, oder ob er erst vor kurzem aus einer entfernten Ecke der Welt zugezogen ist. Passend dazu werden auch sogenannte ‚Citizenship Ceremonies‘ abgehalten, bei denen neue australische Staatsbürger willkommen geheißen werden.

Fotograf: S. Lengrüsser

Auch wenn ein Großteil der Australier den Australia Day als gewöhnlichen Feiertag ansieht und ausgelassen feiert, gibt es auch Gegner, die ihn auf ein anderes Datum verlegen (siehe #ChangeTheDate auf Social Media) oder sogar ganz abschaffen (siehe #FuckTheDate) wollen.

Mit der Ankunft der Briten brach für die australischen Ureinwohner eine Zeit der Unterdrückung, Enteignung und Ausrottung an, weshalb der 26. Januar von vielen Kritikern auch als Invasion oder Survival Day bezeichnet wird. Als patriotische Festlichkeit würde er die Unterwerfung der Aborigines und der Torres-Strait-Insulaner feiern. Die Aboriginal Organisation, die es schon seit 1938 gibt, nennt den 26. Januar ‚Day of Mourning‘, also Tag der Trauer.

Die Kritiker diskutieren verschiedene Alternativdaten für den Nationalfeiertag, wie zum Beispiel den 1. Januar, an dem im Jahr 1901 sechs unabhängige Kolonien zum Commonwealth of Australia zusammenschlossen, oder den ANZAC Day am 25. April, an dem 1915 die erste Militäraktion australischer, neuseeländischer und tongaischer Truppen stattfand (die Landung auf Gallipoli), die zu erheblichen Verlusten auf deren Seite führte.

In diesem Jahr werden die Feierlichkeiten außerdem durch die immer noch andauernden, heftigen Buschfeuer überschattet. Viele der Feuerwerke wurden bereits abgesagt, zum Beispiel die in Canberra und um Melbourne. Das Geld, das dadurch gespart wurde, kommt der Bekämpfung der Feuer zugute. In Adelaide im Süden Australiens wird das traditionelle Feuerwerk trotz der Brände in der Nähe stattfinden, wobei gleichzeitig in Partnerschaft mit dem Red Cross auch Spenden für deren Katastrophenfond gesammelt werden.

Australien hat jedes Jahr mit Buschfeuern zu kämpfen, doch dieses Mal ist es besonders schlimm. Die Saison begann, früher als sonst, schon im September und betrifft vor allem die Bundesstaaten Victoria und New South Wales im Südosten des Landes. Normalerweise brennt es eher in den dünner besiedelten Gebieten mehr in Richtung Landesinnere, aber jetzt bedroht das Feuer auch küstennahe Regionen, wo ein Großteil der Bevölkerung in Wohnsiedlungen und Großstädten wie Sydney und Canberra lebt, und viele Urlauber ihre Ferien verbringen.

Fotograf: S. Lengrüsser

Insgesamt brannten bislang schätzungsweise mehr als 10 Millionen Hektar Land, was ungefähr der Größe von Bayern und Baden-Württemberg zusammen entspricht. Hier findet ihr eine Vergleichskarte, bei der man die Fläche der Brände mit anderen Regionen auf der Erde vergleichen kann. Vorerst ist kein Ende der Brände in Sicht, vor allem da die Temperaturen sehr hoch bleiben und starke Winde die Feuer immer wieder anheizen. Ähnlich verhält es sich mit den leicht brennbaren ätherischen Ölen in Eukalyptusbäumen.

Es wurden allerdings schon einige Brände unter Kontrolle gebracht – zum Glück auch das Gospers Mountain Fire nahe Sydney, das Ende Oktober im Wollemi-Nationalpark ausgebrochen war und sich mit anderen Feuern zu einem Mega-Brand zusammengeschlossen, und eine Fläche von mehr als 800.000 Hektar vernichtet hatte. Die Feuerwehr ist zuversichtlich, dass es nicht nochmal ausbricht. Der Brand war eines der weitflächigsten zusammenhängenden Feuer, das es in den mittleren Breitengraden bislang gab. Vielleicht sogar weltweit.

Letzte Woche begann der lang ersehnte Regen in Teilen der Buschbrandgebiete, der der Feuerwehr hilft, die Brände einzudämmen. Vor dem Einsetzen des Regens wüteten in New South Wales 30 Brände, die außer Kontrolle waren. Laut Umweltbehörde habe sich nun die Luftqualität in weiten Teilen des Staates verbessert.

Im australischen Sommer zwischen Januar und März herrschen üblicherweise die höchsten Temperaturen, weshalb die Brandgefahr noch nicht vorüber ist. Außerdem ist es sogar möglich, dass die Regenfälle die Arbeit der Feuerwehr erschwert, da Löschfahrzeuge auf matschigen Waldwegen schwerer vorankommen und Sturzfluten drohen könnten, weil die verkohlten Böden das Wasser nicht aufnehmen können.

Anfang dieser Woche verschlimmerte sich die Lage noch, als starke Gewitter mit Hagel über Teile der Ostküste zogen. Diese brachten die Gefahr von Erdrutschen und Blitzeinschlägen mit sich. Zudem zog sich am Wochenende ein Sandsturm über New South Wales, was in dieser Region üblich ist, laut Anwohnern allerdings extremer gewesen sei als sonst.

Am Wochenende kündigte die australische Regierung ein millionenschweres Hilfspaket an, das der Tourismusbranche zugutekommen soll, da die Zahl gebuchter Reisen nach Australien seit Beginn der Buschbrände um 10 bis 20 Prozent zurückgegangen sei. So spricht Premierminister Scott Morrison von „einer der größten, wenn nicht sogar der größten Herausforderung“, die die Branche je erlebt habe. Zuvor war er für sein Krisenmanagement während der Brände schwer kritisiert worden.

Fotograf: S. Lengrüsser

Weltweit gibt es Spendenaktionen zur Bekämpfung der Brände und dem Schutz der Tiere. Koalas sind besonders gefährdet, da sie selbst nach Überstehen der Flammen noch Gefahr laufen, überfahren, oder von Hunden und Katzen attackiert zu werden. Außerdem brannten viele Eukalyptuswälder nieder, die nicht nur ihren Lebensraum, sondern auch ihre Nahrung bedeuten. Seit September sollen nach Schätzungen um die 33.000 Koalas verendet sein, wobei die Population vor den Feuern laut der australischen Koala-Stiftung bei etwa 80.000 Tieren lag.

Wer gerne helfen möchte ohne auf falsche Spendensammler reinzufallen, für den haben wir hier ein paar seriöse Seiten aufgelistet:

Auf dieser Karte seht ihr die aktuellen Brände.

Hoffentlich habt ihr jetzt einen etwas besseren Überblick über die aktuelle Lage Australiens bekommen – mehr vielleicht, als wenn man immer nur Teilberichte in den Nachrichten mitbekommt.

Aber natürlich hoffe ich auch, dass die Australier trotz der extremen Umstände ihren Nationalfeiertag gebührend feiern und Spaß haben können 🙂

In diesem Sinne verabschiede ich mich mit einem lauten „Aussie, Aussie, Aussie! Oi, oi, oi!“ und wünsche euch ein schönes Restwochenende.

Bis bald, eure Chiara

QUELLEN

https://www.australiaday.org.au/
https://www.haz.de/Nachrichten/Wissen/Uebersicht/26.-Januar-Australia-Day-Was-hat-es-mit-dem-Nationalfeiertag-Australiens-auf-sich
https://www.news.com.au/national/australia-day-fireworks-displays-cancelled-amid-bushfire-crisis/news-story/3cf2df1daa52984b845ec5b0de998f77
https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2020-01/australien-feuer-karte-braende-buschfeuer-flaechenbraende-duerre
https://www.tagesschau.de/ausland/australien-regen-wollemi-101.htmlhttps://www.fr.de/panorama/australien-kaempft-wasser-feuer-starkregen-sorgt-lebensgefahr-zr-13416685.html

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