TietzelsTipp: Amerikas ungeschriebene Geschichte von Oliver Stone und Peter Kuznick

Ich war naiv zu denken, dass Donald Trump mit seiner unglaublichen Dreistigkeit, mit seinen Lügen und Fake News eine Ausnahme unter den amerikanischen Präsidenten bildet, eine ungeheuerliche zwar, aber eben eine Ausnahme. Wenn man dieses Buch gelesen hat, begreift man, dass der Verkauf von Lügen als Wahrheit und die Denunzierung von Wahrheiten als Lüge ein gänzlich normales und übliches Mittel der amerikanischen Politik der letzten 100 oder 150 Jahre gewesen ist und dass kaum ein Präsident sich dieses Mittels nicht bedient hat. Trump ist vielleicht nur dahin gehend wirklich eine Ausnahme, dass er so völlig ungeniert seine dummen Gedanken in die Welt posaunt und ebenso ungeniert im nächsten Moment öffentlich widerruft. Andere waren da geschickter.

Man legt dieses Buch niedergeschlagen zur Seite, es lässt einen deprimiert und hilflos zurück. Truman hat die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki ohne Notwendigkeit abwerfen lassen. Denn der vorgeschobene Grund, dadurch den Krieg mit Japan zu beenden, war fadenscheinig. Die Japaner waren „bereit zu kapitulieren“ (Eisenhower).

 Es ist erschreckend zu lesen, dass wirtschaftliche und andere Interessen die Amerikaner dazu verleitet haben, sich überall in die Belange fremder Länder einzumischen, sie auszubeuten, sie ohne Not in Kriege zu verwickeln. Eine im Grunde nicht nachzuvollziehende Angst vor dem Kommunismus hat zur atomaren Aufrüstung geführt, die die Welt mehrfach an den Rand einer endgültigen Katastrophe geführt hat. Und es war für mich verblüffend und irgendwie tröstlich zu lesen, dass ausgerechnet Chruschtschow, den ich als Kind für die Verkörperung des Bösen hielt, Kennedy in einem Brief 1962 den kühnen, visionären Vorschlag einer Auflösung aller Militärblöcke machte und zu einem Nichtangriffspakt zwischen Nato und Warschauer Pakt riet. Trotzdem waren die amerikanischen Präsidenten auch nach Kennedy geradezu besessen vom Hass auf den Erzfeind Russland. Hinzu kamen Rassismus, Verachtung der Menschenrechte, Folterungen (für die „gerechte Sache“) oder verbrecherische Kriegsführung, etwa in Vietnam mit der Entlaubung der Wälder (Agent Orange).

Präsident Bush (der Sohn) wollte nach dem Anschlag vom 11.09.2001 um jeden Preis Saddam Hussein dafür verantwortlich machen, und ließ den Irak bombardieren, obwohl der Chef der Terrorabwehr ihm bedeutete, der Irak habe damit nichts zu tun. Aber: „Das änderte anscheinend wenig“.

Das Buch ist gefüllt mit solchen Horrorszenarien, aus denen hervorgeht, dass unendliches Leid und Blutvergießen verursacht wurden durch Paranoia und Selbstüberschätzung. Man kann leider nicht glauben, dass allein Amerika sich solcher Verbrechen schuldig gemacht hat. Man braucht nur die täglichen Nachrichten anzuschauen um zu begreifen, dass wir umgeben sind von Machthabern, die wider alle Vernunft die Welt zur Durchsetzung ihrer egoistischen Ziele in Trümmer zerschlagen.

Brigitte Tietzel

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