Hallo ihr Lieben,
ich habe mal wieder „keine Rezension“ geschrieben. Wer wissen möchte, was das Ganze soll, kann es hier nachlesen.
Ich kümmere mich bei uns in der Mediothek unter anderem um den SommerLeseclub, der jährlich in den großen Ferien stattfindet. Im letzten Jahr war das Buch „One of us is lying“ von Karen M. McManus ganz schön beliebt. Wir mussten erstmal mehrere davon kaufen, damit ihr nicht ewig warten musstet, bis ihr es lesen konntet.
Auch lange nach den Sommerferien war diese Story immer noch so beliebt, dass ich kaum die Chance hatte, selbst mal einen Blick in diese total gehypte Geschichte zu werfen. Also habe ich geduldig gewartet, in der Zeit meinen SuB (Stapel ungelesener Bücher) bearbeitet und habe es nun vor einigen Wochen endlich auch mal in die Finger bekommen.
Jetzt erkläre ich euch erstmal kurz, worum es geht:
Vier ziemlich unterschiedliche Jugendliche, die sich kaum kennen, in gewisser Weise fast schon verachten, müssen gemeinsam nachsitzen. Alle fühlen sich wahnsinnig ungerecht behandelt, denn in ihren Schultaschen wurden jeweils Handys gefunden, obwohl die an ihrer High School verboten sind. Das Kuriose daran: die Handys gehören ihnen überhaupt nicht! Aber da ist nun mal nichts zu machen, sie finden sich mit ihrem Schicksal ab und treten zum Nachsitzen an – gemeinsam mit einem fünften Schüler, Simon, dem Auge und Ohr der Schule. Er hat nämlich eine App entwickelt, indem er sämtliche Gerüchte und dunkle Geheimnisse seiner Mitschüler verbreitet. So sitzen die Homecoming-Queen, ein verurteilter Drogendealer, ein Baseball-Star und die Stufenbeste gemeinsam mit Simon im Klassenraum, der auf einmal einen allergischen Schock erleidet und später im Krankenhaus stirbt. Niemand konnte ihm noch helfen. Die anderen Vier stehen erstmal unter Schock, doch geraten ziemlich schnell ins Visier der Polizei. Denn sie alle hatten Geheimnisse, die Simon im Begriff war auszuplaudern….
Ziemlich blöde Situation. Als Außenstehende habe ich mir gedacht: okay, aber da werden die ja wohl ziemlich schnell rauskommen, kann doch nicht sein, dass da die Kids unter Mordverdacht stehen, die waren es doch niemals. Doch die Spannung entwickelt sich ab dem Punkt, wenn man plötzlich mehr über die Figuren erfährt und langsam dahinter kommt, was sie zu verbergen haben. Und dann habe ich mich plötzlich doch dabei erwischt, wie ich die Jugendlichen nacheinander verdächtigt habe.
Schön ist, dass aus den Perspektiven der Jugendlichen geschrieben wird. Diese wechseln sich dann immer ab, sodass man sie nach und nach kennenlernt und ihre Motive begreift. Dadurch kann man sich sehr gut in die Situationen der unterschiedlichen Kids hineinversetzen, die aufgrund ihrer Situation ein bisschen zusammenwachsen.
Ein zentrales Thema, das erst in der Mitte des Buchs so richtig anklingt, ist Mobbing, Ausgrenzung, Anderssein, Persönlichkeitsentwicklung, Selbstbestimmung. Oberflächlichkeit wird klar kritisiert und die Fragen „Was fange ich mit meinem Leben an?“ und „Wer bin ich?“ stehen bildlich gesprochen in dicken Großbuchstaben auf der Geschichte. Für meinen Geschmack fast schon ein bisschen zu plakativ, aber auch nur fast. Die Geschichte an sich hat mich von Anfang an mitgenommen und hatte genug Spannung. Es war jetzt aber auch nicht unbedingt das beste Buch aller Zeiten für mich, denn ich habe mich morgens (ich lese auf dem Weg zur Arbeit immer in der Bahn) nicht so sehr darauf gefreut, weiterzulesen. Zeitlich zog es sich auch etwas (ich bin aber zu meinem eigenen Bedauern auch keine schnelle Leserin).
Ich empfehle die Geschichte aber trotz der Kritik, weil es für mich echt eine runde Sache war, einfach ein gutes Buch, das sich an junge Menschen richtet (ca. 12-20), aber natürlich auch für Erwachsene gut zu lesen ist. Vor allem Lesende, die vielleicht selbst mit den Themen mal im Kontakt waren – egal ob direkt betroffen oder indirekt – können sicher gut mitfühlen. Für alle anderen ist es aber auch nicht schlecht, um mal ein bisschen das eigene Verhalten, die eigenen Werte, Toleranz etc. auf den Prüfstand zu stellen.
Ich habe es schon zurückgegeben, das heißt ihr könnt euch gern daraufstürzen!
Bis bald,
Eure Annika
Das erinnert mich spontan ein bisschen an „The Breakfast Club“, ein Film aus dem Jahr 1985. Kennst du den? Dort mussten auch einige Schüler nachsitzen (an einem Samstag) und auch dort waren verschiedene Charaktere vertreten, die denen aus dem Buch sehr ähnlich sind. Aber das Buch hört sich spannend an, danke für die tolle „nicht-Rezension“. 😉