Anlässlich Jules Auslandspraktikums in Wien, erbarmte sich Chiara doch tatsächlich, den langen Weg (mittels BUS!) auf sich zu nehmen, um Wien zum ersten Mal (dort gibt es keine tollen Konzerte, wisst ihr ;D) einen Besuch abzustatten. Von diesem Wochenende wollen wir euch nun unbeauftragt und unbezahlt berichten. Same procedure as every time 😉
Die Tortur der Busfahrt begann in Düsseldorf. Da Chiara immer Angst hat, ihren eng getakteten Reiseplan durch eine einzige Unpünktlichkeit zu ruinieren, war sie auch dieses Mal schon eine gute Stunde vor Abfahrt am Bahnhof. Dass dies ein Fehler war, stellte sich erst im Nachhinein heraus. Der Bus kam nämlich ganze zwei Stunden zu spät – ohne, dass irgendwer informiert worden wäre. Dass Chiara über die App keine Benachrichtigung bekommen hatte, war ja schon traurig, aber dass auch die Mitarbeiter vor Ort keine Ahnung hatten, grenzte an katastrophal. Die Situation ließ ein Trauma wiederaufleben, dass sie schon fast zu verdrängen geschafft hatte: Dass sie nämlich schon einmal von einem Bus der gleichen Kette versetzt worden war und dadurch ein wichtiges Konzert verpasst hatte. Lief es nun auf das gleiche hinaus? Zum Glück tauchte dann plötzlich der Bus am Horizont auf und löste bei den Wartenden eine Welle der Begeisterung aus. Es kam zwar nach zwei Haltestellen noch ein längerer Stopp auf sie zu, bei dem sie in einen anderen Bus umsteigen mussten, doch danach verlief alles reibungslos. Nach langen Stunden in einem wenig bequemen Sitz erwartete Chiara dann am Wiener Busbahnhof ein Willkommenskommando inklusive Taxi zu Jules Unterkunft.
Dort angekommen kredenzte Jule ihr ein Himbeersoda zur Stärkung vor der Fahrt in den ersten Bezirk, das Herz der Wiener Innenstadt. Beim Ausstieg aus der U-Bahn machte Chiara sofort unsanfte Bekanntschaft mit der Wiener Architektur – einem Pfosten. Doch als sie ihren Blick hob und sich umsah, war der Schmerz schnell vergessen. Die zauberhaften Gebäude ragten eindrucksvoll vor ihr auf. Im Nu war die Handykamera gezückt und das erste Bild geschossen.

Dann hieß es erstmal Sightseeing. Als erstes ging es über die Kärntner Straße Richtung Stephansdom. Auf dem Weg dorthin stärkten wir uns mit feinsten Macarons und nutzten die ersten Touristenfallen, um uns mit schokoladigen Mozartsouvenirs einzudecken. Bald erreichten wir auch den Stephansdom, dessen Spitze allerdings von dichtem Nebel verdeckt wurde / umhüllt war. Laut Jule / Jule beteuerte, dass dieser sicher bald der Sonne weichen würde, war doch jeder einzelne letzte Tag von gutem Wetter und strahlendem Sonnenschein gesegnet. Doch dazu sollte es den gesamten Tag nicht mehr kommen. Natürlich führte unser Weg auch zur berühmten Hofburg, gesäumt von Fiakern. Bevor wir dadurch weiter zur Nationalbibliothek gingen, schauten wir noch in die Ställe der Spanischen Hofreitschule.

An der Bibliothek inklusive Prunksaal vorbei ging es dann weiter ins Museumsquartier, wo uns neumodische Transportmittel erwarteten: E-Roller. Jule hatte in ihrer Zeit dort bereits Gefallen an den riskanten Rasern gefunden und für Chiara schrie es dann auch nach einer Testfahrt. Nach einer kurzen Einführung durch Profi Jule konnte es losgehen. Wir rollten die Maria-Hilfer-Straße an vielen tollen Geschäften rauf und nach kurzer Überlegung auch wieder runter.

Mittlerweile bekamen wir nämlich schon ein kleines Hüngerchen und suchten nach einem Café. Dafür nutzen wir, bequem wie wir waren (und immer noch sind), eine schlaue Suchmaschine. Anhand der hübschen Bilder, die sie ausspuckte, entschieden wir uns für Phil. Ein Café, dass sich durch coole Vintage-Möbel auszeichnete und gleichzeitig ein Buchladen war. Das klang doch sehr vielversprechend!

Dass die Suchmaschine uns nicht belogen hatte, stellten wir dann vor Ort fest. Schon beim Öffnen der Tür schlug uns der Duft von frischem Kuchen entgegen. Bevor wir jedoch in dessen Genuss kommen konnten, mussten wir erstmal einen Platz im viel besuchten Café ausfindig machen. Dann konnten wir endlich ins weiche Ledersofa sinken, uns in Ruhe umsehen, die ausgestellten Bücher bewundern und unsere Bestellung aufgeben. Der Kuchen war wirklich himmlisch! Jule hatte wie immer (hier Chiaras Schnauben einfügen) die bessere Wahl getroffen und ein riesiges Stück Himbeertorte vor sich. Da sie jedoch gleichzeitig auch noch ihre geliebte heiße weiße Schokolade trinken musste, schaffte sie es sowieso nicht ganz und Chiara erfreute sich an den Resten (Triumph!).
Mehr als gesättigt verließen wir das Café wieder (unser Platz wurde sofort von geiernden Hyänen erobert) und fragten erneut unseren Freund, die Suchmaschine, um Rat. Unser Plan war es, alle Secondhandläden der Stadt abzuklappern. Es stellte sich heraus, dass wir uns eventuell ein bisschen zu viel vorgenommen hatten und es auch nicht geschafft haben. Es gibt dort sehr viele 😀
Trotzdem starteten wir unsere abenteuerliche Odyssee durch Künstlerviertel mit weiteren Cafés mit fantastischen Kuchen und Törtchen, an Dekoläden vorbei, die uns mit heimtückischen Schaufenster-Verlockungen kurz von unserem Weg abbrachten, und mit Fotostopps bei Friseuren mit ausgefallenen Namen. Zwischendurch haben wir tatsächlich auch den einen oder anderen Secondhandladen gefunden, wobei die nicht unbedingt einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben – kein Vergleich zu Manchester! 😀
Mittlerweile waren wir in die Nähe des Naschmarkts gekommen, bei dem wir uns einen delikaten Snack erhofften. Doch wir wurden enttäuscht. Zwar gab es endlose Reihen von Restaurants und Imbissen, aber für uns war einfach nicht das Richtige dabei. Im Grunde gab es auch nur Humus. Und einfach nur Humus ist halt irgendwie nicht so geil. Außerdem war es voll und laut und Chiara fasste das alles sehr treffend zusammen, als sie der Welt mitteilte: „Ich hasse es hier.“ (Vielleicht lag das aber auch an uns – lasst euch bitte nicht von der Besichtigung des Naschmarkts abhalten, sondern verschafft euch lieber einen eigenen Eindruck 😉 )
Unser eigentlicher Plan war es, nochmal E-Roller zu fahren und die Freiheit und den Wind in den Haaren zu spüren, doch leider machte uns das Schicksal einen Strich durch die Richtung. Von den wenigen vorhandenen Rollern war nur einer geladen und außerdem war Jules Handyakku leer. Also keine Rollertouren mehr… 😦
Nachdem wir Ewigkeiten nach der richtigen Station gesucht hatten, fuhren wir mit der U-Bahn zurück zur Maria-Hilfer-Straße, wo noch der letzte Secondhandladen auf uns wartete. Danach wollten wir noch in ein, zwei andere Läden, doch das würde nichts mehr werden. Der Secondhandladen wurde unser Untergang. Wie immer fand Jule viel, das ihr Interesse weckte, und brauchte dementsprechend ewig in der Umkleide. Aber nachdem sie sich dann entschieden hatte, wurde es erst richtig schlimm. Denn an der Kasse hielt eine komplizierte Kundin den Verkehr auf. Eine geschlagene halbe Stunde versuchte sie günstigere Preise auszuhandeln, da ihr der Gesamtpreis ihrer Ausbeute wohl unerhört hoch erschien. Bei den Verkäufern stieß sie damit jedoch auf Granit. Das hielt sie nicht davon ab bis Ladenschluss weiter zu diskutieren.

Als Jule dann endlich bezahlt hatte und wir den Laden verließen, stellten wir fest, dass die gesamte Shoppingmeile nun im Dunkeln lag. Aus der Traum, noch Last Minute bei Lush vorbei zu schnuppern 😦
Traurigerweise nahm ebenso unsere E-Roller Karriere ein abruptes Ende, weil aus unerklärlichen Gründen plötzlich Jules Konto gesperrt war. Auch dieser Traum zerplatzte.
Das war aber überhaupt kein Problem, denn mittlerweile kannten wir uns mit den U-Bahn-Linien sehr gut aus. Dachten wir zumindest… Tatsächlich verfuhren wir uns dreimal, bis wir auf der richtigen Seite der Donau landeten.
Nun galt es, sich zwischen einer Vielzahl von Restaurants zu entscheiden. Diesbezüglich war der Markt in Wien doch recht dicht besiedelt, beziehungsweise fast schon übersättigt. Im Gegensatz zu uns. Eigentlich wollten wir einer Empfehlung folgen und die ‘Blumenwiese‘ direkt am Donauufer testen, mussten aber feststellen, dass es nur eine offene Terrasse gab. Das war uns dann doch etwas zu frisch. Außerdem stellte der dort befindliche Sandboden ein Risiko für unsere Gesundheit dar – Chiara stolperte sofort hinein.
Ebenso entschieden wir uns gegen ‘Motto am Fluss‘, wie der Name schon sagt, ebenfalls direkt an der Donau. Dafür fühlten wir uns nach dem langen Tag aber nicht mehr schick genug 😀

Also bemühten wir ein weiteres Mal Google, um endlich fündig zu werden. Eigentlich waren unsere Ansprüche auch gar nicht so hoch. Jules einzige Voraussetzung an dem Abend waren Pommes auf der Speisekarte. Zufällig führte unsere Suche uns am ‘Krah-Krah‘ vorbei, das uns mit verlockenden Düften überzeugen konnte. Den Blick in die Speisekarte konnten wir uns auch direkt sparen, hatten wir doch schon auf dem Teller unserer Tischnachbarin das perfekte Gericht entdeckt. Sie fühlte sich durch unsere Spionageaktion zum Glück nicht gestört, sondern verriet uns sogar bereitwillig, worum es sich handelte.
Nachdem wir uns die Bäuche vollgeschlagen hatten, brauchten wir erstmal einen ordentlichen Absacker: Marillenschnaps 😀 Doch dann fanden wir auf der Speisekarte noch etwas, das wir auf jeden Fall probieren mussten – den Hausschnaps ‘Hirschkrah‘ – und stießen auf Wien an. Cheers!
Als wir das Restaurant verließen war es noch zu früh, um unsere Abenteuer im Bermudadreieck Wiens als beendet zu erklären. Wir machten uns also auf die Suche nach einer geeigneten Bar. Wir fanden zwar fast sofort eine, die uns beiden gefiel, doch da war es leider schon voll (was uns nicht davon abhielt, dort noch zweimal reinzuschauen, um sicherzugehen…). Wir starteten also einen Halbmarathon durch die Partymeile, nur um letztendlich wieder am ‘Krah-Krah‘ zu landen und uns für die Bar daneben entschieden. Zum Abschluss des Tages tranken wir dort den für uns obligatorischen Gin Tonic.
Die Rückfahrt verlief zum Glück reibungslos, wobei Jule mehrmals fast eingeschlafen wäre und Chiara Angst hatte, die Station nicht zu erkennen. Trotz dieses schlechten Omens begannen wir, noch einen Film zu gucken. Dass das schlecht endete war ja vorherzusehen. Jule hielt bis zum Ende des ersten Liedes durch (wir guckten Rocketman), schaffte es in dieser kurzen Zeit sogar noch, ein Stück Apple-Pie zu inhalieren, und war dann für den Rest des Films komatös.
Genau zum Abspann wachte sie wieder auf und – unwissend wie der Film ausgegangen und folglich die Stimmung war – verhielt sich erstmal ruhig. Chiara war jedoch nicht so leicht zu täuschen, hatte sie doch schon eine Ahnung, dass Jule mal wieder nichts mitbekommen hatte. Mit einer gut platzierten Frage zur Handlung, auf die Jule keine Antwort wusste, sondern nur verlegen grinste, hatte sie Gewissheit.
Trotzdem war am nächsten Morgen nochmal lang schlafen angesagt. Und wenn man so lange im Bett abhängt, kommt man bekanntlich immer schwieriger raus. Unsere Empfehlung: Schocktherapie. Im hauseigenen Pool. Im Oktober. Wahnsinn? Vielleicht.
Es war ein Angang, das wollen wir gar nicht bestreiten, aber wir zogen es durch – wie echte Kerle! Oder so. Es war zwar extrem kalt, aber definitiv ein Erlebnis, dass sich (und uns) gewaschen hatte 😉
Dafür hatten wir uns ein besonderes Frühstück (oder eher Brunch…) verdient! Aus dunklen Gassen hatten wir es munkeln gehört… das beste Frühstück Österreichs gab es bei Mr. Beans in Mödling. Wir trampten dorthin (nicht ganz, aber das klingt abenteuerlicher und im Deutschunterricht haben wir gelernt wie wichtig eine steile Spannungskurve ist) und waren begeistert. Von Mr. Beans. Nicht vom imaginären Trampen.
Als wir gut gestärkt wieder auf die Straßen des malerischen Örtchens hinaustraten und über das Kopfsteinpflaster schlenderten, brach auch endlich die Sonne wieder durch die dicke Wolkendecke. Am Marktplatz angekommen, stellte sich dann ein richtiges Urlaubsflair ein: Die traumhafte Aussicht auf die Berge in der Ferne, der schöne Kirchturm, der vor uns aufragte und dazu die Sonne, die alles in ein goldenes Licht tauchte.
Leider verging die Zeit viel zu schnell und Chiara musste schon bald wieder die Heimreise antreten. Zum Abschluss gab es nochmal das gute alte Himbeersoda. Und dann hieß es auch schon Abschied nehmen und Servus Vienna.
Auch die lange Rückfahrt verbrachte Chiara wieder im Bus, doch dieses Mal hatte sie das Glück, die ganze Zeit einen Doppelsitz für sich zu haben und sich voll ausbreiten zu können. Insgesamt also ziemlich entspannt. Außerdem gab es (zumindest für eine Weile) kostenloses WLAN, das sie dafür nutzte, um weiter mit Jule zu kommunizieren – hatte sie ja in den letzten Tagen noch nicht genug gemacht 😀
Jule hingegen blieb in Wien zurück und trat am nächsten Tag ihr Praktikum an.
Bis bald,
eure Chiara & Jule