TietzelsTipp: Die Queen. Elisabeth II. Porträt einer Königin von Paola Calvetti

Das ist eine erstaunliche, sehr kurzweilige Biographie der wohl bekanntesten und sicher am häufigsten fotografierten Frau unseres Planeten. Jeder in irgendeiner Weise wichtige Moment im Leben Elizabeths, späterer Königin von England, ist durch einen Fotografen dokumentiert worden und das fing schon mit ihrer Geburt an. Die Autorin hangelt sich an diesen Fototerminen mit allen bedeutenden Fotograf*innen des Jahrhunderts durch das Leben der heutigen Queen, und da die allermeisten Menschen jünger sind als diese, rufen die beschriebenen Momente und Ereignisse auch im Leben jeden Lesers und jeder Leserin eigene Erinnerungen wach. Manches aus ihrer frühen Zeit, wie die Ansprache der 14jährigen an ihre Altersgenossen während des Kriegs, die Verlobung und Hochzeit mit Philipp, dem späteren Herzog von Edinburgh, die Reise nach Südafrika, als sie vom Tode ihres Vater erfuhr und im selben Moment Königin von England war, die Krönung – wird vielen Menschen nicht aus eigener Anschauung in Erinnerung sein, aber man hat doch inzwischen so viele Berichte und Filme gehört und gesehen, da ist es fast schon so, als sei man selber dabei gewesen.

Schon früh gab es auch kleinere Skandale, vor allem um Margaret, der unglücklichen Schwester, der Elizabeth die Hochzeit mit Peter Townsend, einem Bürgerlichen, verwehren musste, oder spätere, im Sinne der Krone unerfreuliche Hochzeiten wie von ihrer Tochter Anne oder von  Sohn Andrew, dessen Frau, die ‚rote Fergie‘, für viele klatschwürdige Skandälchen sorgte. Am dramatischsten natürlich die Geschichte zwischen Charles und Diana, die mit dem Tode Lady Dis endete, usw., usw., bis heute hat das ja keineswegs aufgehört.

Es wird in diesem Buch berichtet, welche Rolle die Königin dabei jeweils spielte, nicht immer tadelsfrei. Wir erfahren darüber hinaus, welche Speisen Elizabeth bevorzugt, wie sie zu ihren Hunden und Pferden steht, wer sie einkleiden darf, wer ihre Vertrauten sind und wie schnell man dieses Vertrauen verspielen kann. Man erfährt auch manchen Klatsch und Tratsch über sie persönlich, etwa auch von Ehekrisen mit Philipp. Nichts davon, dass muss allerdings klar sein, ist tatsächlich gesichert. Die Diskretion, was Ihre Majestät betrifft, ist nicht verhandelbar. Diana hat sich an diese Regeln nicht gehalten, und Meghan scheint es ebenso wenig zu tun. Aber der „inner circle“ des Hofes ist sozusagen unantastbar.

Bei allem bleibt das Bild der Königin trotz der Fehler, die ihr unterlaufen sind, und die gnadenlos kommentiert wurden, ein sehr positives. Man staunt über ihre Disziplin (die auch etwas Furchterregendes hat) und bewundert ihre Haltung, ihre Größe. Nach außen verkörpert sie das Symbol der königlichen Herrschaft über ihr Volk. Und dazu ist sie in jedem Augenblick bereit. Kaum jemals erkennt man den Menschen hinter dieser Fassade. Aber der geht einen auch nichts an. Man ist versucht zu glauben, dass sie sich selbst schützen konnte, trotz dieser all umfassenden Öffentlichkeit, der sie ausgesetzt ist. Was für ein Leben!

Brigitte Tietzel

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