TietzelsTipp: Der Mann, der die Welt ordnete von Axel S. Meyer

Es geht um den schwedischen Naturforscher Carl von Linné (1707-1771), der die Grundlagen der modernen botanischen und zoologischen Taxonomie schuf. Man kann sich heute nicht mehr vorstellen, mit welcher Neugier und Begeisterung die Menschen im 18. Jahrhundert die Welt erforschten. Carolus Linneus, wie sein latinisierter Name lautete (in den Adelsstand wurde er erst 1756 erhoben), konnte schon in sehr jungen Jahren an keiner Blume oder Pflanze vorbeigehen. Alles an der Natur interessierte ihn, und er beobachtete und beschrieb genau, was er sah und analysierte die Zusammenhänge. Darin lag seine Ordnung der Welt, indem er Gattungen identifizierte und benannte und damit ein System schuf, das alle Wissenschaftler gleichermaßen benutzen konnten.

Der Autor widmet sich dem Leben dieses Carl in Form eines Romans. Er weist selber im Nachwort darauf hin, dass er keine Biographie und auch kein Sachbuch schreiben wollte, obwohl er in einem kleinen Anhang Beispiele anführt für Linnés Art der Benennung von Pflanzen vor allem nach Personen, die im Buch wie im Leben des Forschers auftauchen. Eine solche Methode erlaubt dem Autor natürlich, den Charakter seines Protagonisten nach eigenen Vorstellungen zu gestalten und ihm Gedanken und Taten anzudichten, die vielleicht mit der wirklichen Person gar nichts zu tun haben, aber doch die besondere Besessenheit eines Mannes von seinem Format besser verdeutlichen können. So sind die Episoden um die Hauptperson, angefangen von der Kindheit, in  der er sich gegen den Vater durchsetzen musste, der ihn in seiner Nachfolge als Pfarrer sehen wollte  und von der brotlosen Botanik nichts hielt, über die Erfahrungen an der Universität von Uppsala, der Reise nach Lappland, dem Aufenthalt und Promotion in Holland, dann England und schließlich Stockholm auch gut nachzuvollziehen.        

Andere Einschübe, sozusagen Zwischenakte, die sich um den Botaniker Johann Georg Siegesbeck drehen, der zur damaligen Zeit in St. Petersburg lehrte und heftig gegen die Systematik des Linneus polemisierte, sind dagegen frei erfunden und, ehrlich gesagt, etwas albern. Der Autor lässt Siegesbeck von St. Petersburg nach Rom zum Papst pilgern, also zu Fuß gehen, um diesen von der Gottlosigkeit des schwedischen Gelehrten zu überzeugen. Er gerät dort selber in Gefangenschaft, um nach seiner Befreiung vier Jahre später nach Potsdam zum Preußenkönig zu wandern, den er zum Krieg gegen Schweden animieren wollte. Diese ganze Geschichte scheint mir gänzlich überflüssig und auch nicht wirklich gelungen.

Aber wenn die Leser angeregt werden, sich über die Person Linnés mehr zu informieren und über die Zeit, in der nicht nur er, sondern viele Wissenschaftler ihre Forschungen darauf verwendeten, die Welt zu ordnen, dann hat sich dieses Buch gelohnt.

Brigitte Tietzel

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