Wie ich (m)einen Traumberuf fand oder Arbeiten in der Mediothek Krefeld

In der Vorstellungsrunde des SocialMedia-Teams der Mediothek bin nun ich an der Reihe. Mein Name ist Bettina Schüren, ich arbeite seit 20 Jahren in der Mediothek und bin mit meinem Geburtsjahrgang 1969 die Älteste in unserem SocialMedia-Team.  Wie ich zu meinem Beruf kam und Teil dieses Teams wurde, erfahrt ihr im Folgenden:

Der Weg zu meinem Traumberuf war alles andere als gradlinig, wusste ich doch tatsächlich nach dem Ende der Schule einfach nicht, wofür ich wirklich begabt bin. Vieles hat mich interessiert und deshalb habe ich auch Einiges ausprobiert, um über ein begonnenes Studium der Germanistik, Musikwissenschaft und Soziologie, eine Ausbildung zur Kosmetikerin und medizinischen Fußpflegerin sowie den zweiten Versuch eines Studiums mit Latein und Geschichte dann schließlich im Studiengang des Bibliothekswesens als Bibliotheksinspektorenanwärterin – was für ein sperriges Wort – an der damaligen Fachhochschule für das Bibliotheks- und Dokumentationswesen, kurz FHBD, in Köln zu landen.

Diplomurkunde

Mit dem Abschluss Diplom-Bibliothekarin ging ich von dort kurz vor Vollendung meines 27. Lebensjahres erstmal in den Mutterschutz für meine zweite Tochter. Ich hatte mir vorgenommen, mich nun im damals sogenannten „Erziehungsurlaub“ – welch unsinnige Wortkonstruktion! – zunächst ganz meinen Kindern zu widmen. Ich hatte tatsächlich schon mit meiner während des Studiums geborenen ersten Tochter die Erfahrung gemacht, dass es eine große Herausforderung bedeutet, Kinder und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Nun wollte ich es beim zweiten Kind ein wenig entspannter angehen lassen. Aber wie immer kommt es im Leben anders, als man denkt.

 

Mich erreichte nämlich schon kurz nach der Geburt ein Anruf aus der Stadtbücherei Krefeld, mit dem Hinweis es sei dort eine Teilzeit-Stelle – zunächst befristet – zu besetzen.

Was für ein Sechser im Lotto!

Dank der ausgiebigen Praxiszeiten meines Studienganges wusste ich, dass ich meine berufliche Zukunft nicht in einer wissenschaftlichen Bibliothek verbringen wollen würde, obwohl mein Studium eigentlich genau darauf ausgerichtet gewesen war. Das Spektrum der bibliothekarischen Aufgaben an einer wissenschaftlichen Bibliothek empfand ich nicht als so vielfältig wie in einer öffentlichen Bibliothek. Auch bildete die Nutzer-Klientel einer wissenschaftlichen Bibliothek nur eher einen kleinen Ausschnitt der Gesellschaft ab. Dies schien mir für mich jedenfalls als Arbeitsplatz wenig attraktiv. Daher zog es mich also in eine öffentliche Bibliothek.

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Immerhin hatte ich auch schon drei interessante Monate in der Stadtbücherei Krefeld arbeiten dürfen. Die Vielfältigkeit der Aufgaben dort hatte mich sehr begeistert: nicht nur die Katalogisierung und Systematisierung von Medien, sondern auch deren Auswahl zur Anschaffung oder Löschung aus dem Bestand – dies alles unter dem Begriff „Lektoratsarbeit“ zusammengefasst – lag in der Hand der Bibliothekare. Dann war da die vom Kleinkind bis zur Seniorin/zum Senior reichende Nutzerschaft, die es galt im – auch zu meinen Aufgaben gehörenden – Informationsdienst zu bedienen. Und es gab das Kinderprogramm, bei dem ich während meines Praktikums aktiv mitarbeiten durfte.

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Das alles waren für mich überzeugende Argumente für meinen Wunsch in genau dieser Bibliothek zu arbeiten.

Und dann fiel mir doch tatsächlich diese Gelegenheit quasi direkt vor die Füße!

Klar, dass ich da einfach zugreifen musste, egal welche Pläne ich eigentlich gehabt hatte.

Das war im Jahr 1998.

Seitdem hat sich die Welt natürlich sehr verändert. Die Stadtbücherei Krefeld wurde zur Mediothek, die Zettelkataloge sind digitalen Recherche-Instrumenten gewichen und ich habe zahlreiche neue Aufgaben bekommen. Was geblieben ist, ist die von mir so geschätzte Vielfältigkeit.

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Bei meinem Einstieg als Bibliothekarin lag die Hauptaufgabe noch in der sogenannten Lektoratsarbeit, sprich Medien-Auswahl und Medien-Bestandspflege. Was kommt, was bleibt, was geht? Das waren die Fragen, die meinen Arbeitsalltag neben der Kundenbetreuung überwiegend ausmachten. Zu meiner Stelle gehörten die Lektoratsbereiche „Allgemeines“, und „Technik/EDV“.

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Hierzu muss ich anmerken, dass nicht immer alle zu besetzenden Lektoratsgruppen tatsächlich deckungsgleich mit den persönlichen Interessen des Stelleninhabers sind. So auch in meinem Fall: Mit Technik und EDV hatte ich außer Grundkenntnissen nicht allzu viel zu tun, bis dahin.

Gut, vom Geburtsjahrgang gehöre ich wohl zu der ersten Generation, die in der Schule einen Informatikkurs belegen konnte und damit erste Erfahrung im Bereich digitale Welten gesammelt hat. Ein „Steckenpferd“ war das aber nicht für mich geworden, obwohl ich die Welt der Technik eigentlich schon sehr spannend fand.

Und auch wenn ich anfangs großen Respekt vor dem Sachgebiet und ein gewisses Unbehagen wegen meiner geringen Kenntnisse hatte, kam, was am besten kommen sollte: Ich habe mich eingearbeitet und das Sachgebiet in seiner Vielfalt wirklich schätzen gelernt.

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Nach und nach wurden dann aufgrund der technischen Entwicklungen, personeller Umstrukturierungen und meines Interesses an Neuem meine ursprünglichen Aufgabenbereiche ausgeweitet und abgeändert.

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Ich bekam die „Hörbücher“ und „Mathematik“ als neue Sachgebiete hinzu, gab „Allgemeines“ wieder ab, gab „Mathematik“ wieder ab, bekam Arbeitsstunden zu meinem Grundvertrag hinzu, gab Stunden wieder ab. „Panta rhei“, alles fließt halt hier in der Mediothek.

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Heute lektoriere ich zusätzlich zu dem Sachgebiet „Technik/EDV“, dem ich von Anfang an treu geblieben bin, noch den deutschsprachigen Hörbuchbestand, die eAudios unseres digitalen Medienbestandes – was mir neben dem Arbeiten mit Sachmedien auch das Arbeiten mit dem von mir geschätzten Bereich der Romanliteratur ermöglicht.

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Hinzu kommen noch der Ratgeberbereich  „Bauen&Wohnen“ und der handwerkliche Teil unseres AzubiCenters.

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Schon seit Jahren gehört darüber hinaus zu meinem Aufgabengebiet auch das, was sich rund um unseren digitalen Auftritt so abspielt. In den letzten Jahren ist auch immer mehr projektbezogene Arbeit hinzugekommen, so dass ich viel Ideenarbeit, Konzeptionelles, aber auch Veranstaltungsarbeit zu meinen Aufgaben zählen kann.

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Ob Dienst in der Kundeninformation, Gedanken über Gaming-Angebote, Schulungen zur Nutzung unseres eMedien-Bestandes oder Gestaltung unseres MINT-Angebotes – dies sind alles Aufgaben, die ich sehr interessant und erfüllend finde.

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Und da schließt sich für mich auch der Kreis. Die Arbeit in der Mediothek ist zu meinem „Traumberuf“ geworden: Ich arbeite in einem hohen Maß eigenverantwortlich mit und für Menschen, dabei lerne ich beständig Neues. Und last, but not least: Ich arbeite in einem engagierten, zukunftsorientierten Team in einem tollen Haus!

Mit der Neuausrichtung des Mediothek-Blogs und meiner Mitarbeit daran findet daher für mich hier meine langjährige Bibliotheksarbeit die logische Fortsetzung.

Ich freue mich aufs Schreiben vieler Blogartikel und hoffe, dass ihr Gefallen daran findet diese zu lesen.

Es grüßt euch

Bettina Schüren

4 Gedanken zu „Wie ich (m)einen Traumberuf fand oder Arbeiten in der Mediothek Krefeld

  1. Liebe Frau Schüren, ich finde das wirklich wunderbar, dass Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen so viel von sich preisgeben. Da denkt man, Bettina Schüren – die kenn ich schon gaaanz lange. Und dann erfährt man doch noch so viel Neues. Besten Dank dafür!

  2. Hallo Frau Schüren,
    danke, dass wir so viel zu ihrem beruflichen Werdegang erfahren durften. Ich finde es toll, dass die Mediothek einen eigenen Blog hat. Ich habe, krankheitsbedingt, schon sehr lange kein „echtes“ Buch mehr lesen können. Dafür lese ich nun im Internet und mit eReader. Auch da ist die Mediothek Krefeld gut aufgestellt. Danke!
    Herzliche Grüße
    Katrin Sickert

    1. Hallo Frau Sickert,
      wie schön, dass Sie unseren Blog mögen und unsere eMedien nutzen und schätzen. Also auch ein Dank zurück für das Lob 😉
      Ihnen noch einen schönen Sonntag,
      Bettina Schüren

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