Spielbeschreibung:
Zwischen dem neuen Trend von „Looten“ und „Craften“ fallen manche Spiele dadurch auf, dass sie einfach, bekannt und blutrünstig sind. Gears of War setzte beim ersten Release des Titels im Jahre 2006 auf der XBOX 360 neue Maßstäbe der Gewaltdarstellung und epischen Action. Tausende von Fans kämpften und litten mit Marcus Fenix und dem Deltatrupp, bis im Oktober 2016 der bis dato letzte Teil der Reihe erschien. Doch endet damit eine Spieleära? Nein. Nichts ist naheliegender und nichts ist besser als eine digital aufgearbeitete – ultimative – Form des Spieleklassikers.
Was ist neu?
Story:
Nachdem die Menschheit sich in einem 79 Jahre andauernden Krieg um die Herrschaft des Planeten Sera zermürbte (den sog. Pendulum Kriegen), erhoben sich am E – Day die Locust. Eine Spezies, die Jahrtausende unbemerkt von den Menschen im Erdreich existierte und nun ohne eine Vorwarnung angreift. Nichts kann sie aufhalten, denn sie kämpfen aus einem den Planeten umspannenden Tunnelsystem heraus und bringen so die Menschheit an den Rand der Vernichtung. Nur einige wenige Städte leisten weiterhin Widerstand, darunter die große Hoffnung der Menschheit Jacinto. Im Angesicht dieses unbezwingbaren Feindes geben die Menschen ihre Konflikte auf und stellen sich als KOR (Koalition ordentlicher Regierungen) den Horden der Locust in den Weg. Die Gears, so werden die Soldaten genannt, stehen als einzige Bastion zwischen den Locust und der völligen Vernichtung der Menschheit.
Der Spieler übernimmt in diesem Konflikt die Rolle des Sergant Marcus Fenix, der, wie man in einer Zwischensequenz erfährt, versuchte seinen Vater – einen Wissenschaftler der KOR – zu retten, wofür er 40 Jahre im Gefängnis absitzen soll. Bereits nach 4 Jahren wird er „entlassen“, denn die Lage der Menschheit wird nicht besser, vielmehr kratzt die KOR jeden Gear zusammen, den sie finden kann und wirft ihn in einem Squad in den Kampf. Neben Marcus sind noch Dom, Cole (alias der Cole Train) und Anthony Carmine im Team, allerdings nicht unter der Führung von Marcus, sondern von Squadleader Kim.
Die Rettung der Menschheit ist die Devise. Der Weg dahin ist nicht mit Gold gepflastert, sondern unzähligen Locusten, die in den verschiedendsten Formen versuchen, den Spieler und sein Squad davon abzuhalten, die Leichtmassenbombe in den Tunneln der Locust zu zünden.
Nebenbei wird die Hintergrundgeschichte zu Marcus aufgearbeitet und das alles in HD und , wem das nicht reicht, auch in 4 K.
Steuerung:
Hier zeigen sich erste Neuerungen im Spiel.
Da es sich bei Gears of War um einen Third-Person Shooter handelt, sieht der Spieler die Figur immer im Vordergrund und kann über deren Schulter hinweg agieren. Besonders innovativ war im Jahre 2006 das Deckungssystem des Spiels. Der Spieler konnte quasi hinter jedem Gegenstand in Deckung gehen und je nach Deckungsart auch daran vorbei oder darüber hinweg springen oder schießen. Eine nicht zu unterschätzende Neuerung, wenn man zeitgenössische Titel wie Counter Strike ohne jedes Ziel- und Deckungssystem bedenkt.
Doch scheint die Dynamik vom heutigen Standpunkt langsam und überholt. Dies hat der Publisher Epic Games nun grundlegend geändert. Wo zuvor ein teilweise unzumutbares Deckungssystem war, bei dem der Spieler durch das Drücken der „A“-Taste in eine Deckung gleiten konnte, aber regelmäßig an der Deckung vorbei in eine andere Deckung gerutscht ist, kann man nun einwandfrei und schnell die Deckung wechseln.
Überhaupt ist vieles von der plumpen Dynamik einer fließenden, realistischen Komposition gewichen. Gewandelt hat sich die Steuerung in keiner Weise. Es wird wie bei den meisten Shootern gezielt, geschossen und gelaufen. Der wesentliche Unterschied ist das Nachladen, dass anders als bei anderen Shootern aktiv verläuft, vom Spieler also beeinflusst werden kann.
Gadgets/Features/FSK:
Ganz klar zu betonen ist, dass das Spiel nichts von seiner ursprünglichen Grausamkeit eingebüßt hat, im Gegenteil scheint Epic Games einen großen Wert darauf zu legen das, was das Spiel vor mehr als 10 Jahren von anderen Titel unterschied, auch wieder in den Vordergrund zu rücken.
Ebenfalls zu erwähnen ist das Gesundheitssystem der Figuren. Jede Figur verfügt nicht über einen Lebensbalken, der durch Treffer sinkt, sondern der Bildschirm des Spielers wird, je mehr Treffer dieser einstecken muss, immer röter. Wenn die Figur dann zu stark im kritischen Bereich ist, fällt sie zu Boden und muss von einem anderen Spieler aufgehoben werden oder kann von einem Feind hingerichtet werden.
Das Arsenal an Waffen ist zwar wie beim vorherigen Teil, aber die Hinrichtungen und Tötungen sind in der neuen Grafikauflösung, abseits ihrer Brutalität, eine nicht zu unterschätzende Darstellung. Vergleichbares findet sich nur in der Reihe Mortal Kombat, die für den Satz „Finish him“ bekannt ist, dem dann eine absolut ekelerregende Form der Hinrichtung folgt. Dieses Spiel ist also definitiv nichts für schwache Nerven. Alternativ kann der Spieler auch das Blutvergießen reduzieren, allerdings mindert dies das Spielerlebnis maßgeblich.
Pädagogische Bewertung:
Man könnte diese Liste der Neuerungen und Verbesserungen wahrscheinlich nahezu unendlich in die Länge ziehen, doch wer will das schon. Es steht fest, dass der Titel nach seiner digitalen Auffrischung die Kategorie 18+ mehr als verdient, denn auch hartgesottene Spieler werden von der schieren Fülle der Gewalt vollkommen überrascht.
Deshalb mag es an dieser Stelle heuchlerisch erscheinen, eine pädagogische Bewertung vorzunehmen, die, wie der Begriff bereits sagt, für das Führen von Kindern ausgelegt ist. Dieser Titel ist auf verschiedenen Ebenen absolut ungeeignet für Kinder und trägt deshalb die FSK 18 vollkommen zurecht.
Fazit:
Schnell, brutal – ein Shooter der alten Schule, keine Gadgets, keine Perks und auch keine Lootboxen zu kaufen.
Publisher: Epic Games
USK: 18
Release: 2016
Foto und Rezension von Jan Grey, Leiter der Spieletester der Mediothek