Richard Ford, Frank
Das ist wirklich ein sehr amerikanischer Roman oder besser, eine Zusammenstellung von vier Episoden, die lediglich durch den Ort, New Jersey, und den Mann, Frank Bascombe, lose miteinander verbunden sind. Amerika und die amerikanische Sichtweise auf die Dinge muss man mögen. Und man muss bereit sein, dem 68jährigen Frank in seiner negativen, resignierenden Art zu folgen und seine müden Kommentare, seine Ablehnung der meisten Menschen und irgendwie, so hat man den Eindruck, des Lebens überhaupt, hinzunehmen. Mir fiel beides schwer.
Es gibt eigentlich nur positive Rezensionen dieses Buches, welches das vierte in der Reihe ist, die den Helden Frank beschreibt und zwar seit „Sportreporter“ von 1986. In den dreißig Jahren, die seitdem vergangen sind, ist auch Bascombe älter geworden, und es mag angehen, dass Leser, die alle vier Bücher von Richard Ford gelesen und die Entwicklung diese Frank verfolgt haben, angetan davon sind, begeistert von der Reifung und Abgeklärtheit des älteren Mannes.
Jemand, der „Frank“ als erstes liest, wird dagegen vielleicht Mühe haben mit der oberflächlich freundlichen Art und Weise, mit der er Menschen begegnet, die er im seinem Inneren ablehnt, wie seine Gedanken uns wissen lassen. In der ersten Geschichte trifft er einen Mann, dem er vor Jahren sein Haus an der Küste verkaufte, das der Wirbelsturm Sally inzwischen verwüstet hat. Pech für den einen, Glück für den anderen, der sich dennoch, oder gerade deswegen irgendwie bemüßigt fühlt, dem Treffen zuzustimmen, das eigentlich keinen Sinn macht. In der zweiten Episode lässt Frank eine schwarze Frau in sein Haus, die früher dort einmal gewohnt hat. Hier allein spürt man Sympathie und Interesse an dem anderen Menschen. Die Geschichte, die die Frau ihm über das Haus erzählt, ist tragisch. Aber obwohl er sich bemüht, findet Frank keinen Zugang zu der Fremden. Er ist im Grunde hilflos in seinem Mitgefühl und verpasst die Gelegenheit zur Annäherung.
In der dritten Geschichte besucht er seine geschiedene Frau, die Parkinson hat und in einem Altenheim lebt, und in der vierten Geschichte einen alten Bekannten, der im Sterben liegt. Der nennt ihn Freund, aber nichts könnte falscher sein. Beide Menschen möchte Frank nicht wirklich sehen. Er erfüllt mit seinen Besuchen eine konventionelle Pflicht, und der Leser leidet mit ihm unter den Situationen, die sich daraus ergeben. Die vielen, zugegebenermaßen klarsichtigen Gedanken, die sich Frank während all der Begegnungen über die anderen Personen macht und über sich selbst, die Analyse seines Lebens, seiner Vergangenheit, die viele Facetten berührt, die im Laufe der Zeit für einen Menschen Bedeutung haben können, sind allesamt ziemlich deprimierend. Hängt das mit dem Alter des Protagonisten zusammen?
Es bleibt der Eindruck einer großen Passivität dieses Frank. Er hat sich in sich selbst zurückgezogen, sein Handeln scheint von anderen bestimmt. Man kann das Buch durchaus interessant finden, froh stimmt es einen nicht.