Wenn eine 57 Jahre alte Frau auf ihr Leben zurückblickt und es einteilt nach den Männern, mit denen sie zusammen war, dann weiß man nicht so recht, ob man sie beneiden soll oder bedauern.
Lillian ist lebenslustig, und sie liebt die Männer. Man hat den Eindruck, sie genieße jeden, mit dem sie zusammen ist. Und das, obwohl sie doch nur einen möchte, Ted, ihren Chef. Den bekommt sie auch, wie sie all die anderen bekommt. Aber Ted ist verheiratet und bleibt es auch, und er ist Vater von drei Kindern. Das spielt für Lillian offensichtlich alles keine Rolle. Neben Ted gibt es eben noch ganz viele andere, so dass das Leben, obwohl ihr die ganz große Erfüllung versagt bleibt, keineswegs trüb und traurig zu sein braucht.
Die ganz große Erfüllung, das wäre ein Leben mit Ted gewesen, doch als der sich endlich entschließt, seine Frau zu verlassen, bekommt er einen Schlaganfall, dann einen zweiten und stirbt. Aber da ist schon Michael und in Zukunft vielleicht ein Stanley oder wer auch immer. Nein, das Leben braucht nicht elend oder langweilig zu sein, bloß weil man die Liebe seines Lebens nicht leben kann.
Lillian hat nie geheiratet, und das eine Mal, das sie schwanger wurde, war von dem wirklich völlig falschen Mann, so dass sie das Kind nicht ausgetragen hat. Falsche Männer gab es genug in Lillians Leben. Das Gute daran war offensichtlich, dass die Trennungen einfach und reibungslos vonstatten gingen.
Es ist einigermaßen amüsant zu lesen, wie unterschiedlich all die Männer waren und wie sehr Lillian sich jeweils bemüht hat, ihnen gerecht zu werden. Eine heitere Sommerlektüre, der man verzeiht, dass man von einem Menschen, einer Frau in diesem Fall, irgendwie doch ein bisschen mehr erwarten möchte, als die Reduktion des Lebens auf Spaß am Sex.
Brigitte Tietzel