TietzelsTipp: Allein gegen die Schwerkraft. Einstein 1914-1918 von Thomas de Padova

Thomas de Padova, Allein gegen die Schwerkraft. Einstein 1914-1918

Ich kann nicht behaupten, nach Lektüre des Buches Einsteins Relativitätstheorie besser verstanden zu haben. Aber dem zwiespältigen Charakter dieses Mannes kommt man gewiss näher. Der Autor wählt für seine fragmentarische Biographie des genialen Physikers die Jahre des Ersten Weltkrieges: Einmal, weil es die Zeit ist, in der Einstein einen Ruf nach Berlin erhält, wo man ihm anbietet, völlig unbehelligt von irgendwelchen Verpflichtungen an seinen Forschungen zu arbeiten. Und zweitens, weil Einstein genau in diesen Jahren der gedankliche Durchbruch für seine allgemeine Relativitätstheorie gelingt. Die Welt um ihn herum gerät in einem bis dahin nicht gekannten Ausmaß aus den Fugen, und er zieht sich in sein Innerstes zurück. Er kann dies, weil er als Besitzer des Schweizer Passes – geboren wurde er allerdings als Deutscher – nicht zum Militär einberufen werden kann. Aber er ist Pazifist und beteiligt sich an politischen Vereinigungen, die gegen den Wahnsinn öffentlich Stellung nehmen. Lediglich seine außerordentliche Berühmtheit rettet Einstein vor weitreichenden polizeilichen Maßnahmen, sein Genie, macht ihn sozusagen unantastbar.

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Seine Professorenkollegen, der Physiker Max Planck und die Chemiker Fritz Haber und Walther Nernst, die ihn nach Berlin geholt hatten, und denen er teilweise auch persönlich sehr nahe stand, gerieten allesamt in einen Kriegstaumel, der uns heute unverständlich scheint, damals aber Allgemeingut war. Eigenartig, dass Einstein sich nicht von ihnen distanzierte. Insbesondere Fritz Haber war für die menschenverachtende Kriegsführung mit Giftgas verantwortlich. Einstein hat ihn dafür niemals auch nur kritisiert. Scheinbar unbehelligt von allem hat er in Berlin weiter an seinen Ideen gearbeitet und seine Lösung gefunden.

Man tut sich ein bisschen schwer mit diesem Phänomen, wie auch der Privatmensch Einstein kein allzu positives Bild abgibt. Von seiner Frau Milena distanziert er sich schon beim Umzug nach Berlin im Frühjahr 1914, weil er ein Verhältnis mit seiner Cousine Elsa hat. Er treibt die Missachtung seiner Frau so weit, dass diese ihn bereits im Juli 1914 verlässt und mit beiden Söhnen zurück nach Zürich geht. Um die Söhne tut es ihm irgendwie leid, aber auch später hat er sich um deren Liebe und Wohlwollen nicht wirklich bemüht. Er ist ein Eigenbrödler und weiß, dass er im Grunde allein bleiben sollte. Da er aber kränkelt, nimmt er Elsas Hilfe, die sich rührend um ihn kümmert, dankbar an. Er wird sie nach langem Zögern 1919 schließlich doch heiraten, nicht ohne darüber nachzudenken, ob er nicht lieber deren Tochter Ilse zur Frau nehmen soll.

De Padova gelingt es, die wissenschaftliche, die menschliche und alle anderen Facetten dieses Menschen auf interessante Weise mit einem sehr lebhaften Bild des damaligen Deutschlands und vor allem Berlins zu verschmelzen. Man lernt außerdem viel, auch über die ungeheuer beeindruckende Art und Weise von Einsteins Denken. Und es wird einem bewusst, dass man einem Genie nicht mit normalen Maßstäben beikommen kann.

Ein Gedanke zu „TietzelsTipp: Allein gegen die Schwerkraft. Einstein 1914-1918 von Thomas de Padova

  1. Als die Biographie von Einstein im Zeitabschnitt von 1914 bis 1918 mit dem Titel „Alleine gegen die Schwerkraft von Thomas De Padova bei 3 Sat in der Sendung Nano vor ca. drei Jahren (?) angekündigt wurde, war man ganz euphorisch und begeistert und konnte es gar nicht erwarten, das Buch in der Hand zu halten! Stutzig machte allerdings, als der Autor vor der Humboldt-Uni, dem Wirk- und Tatort von Einstein, vorgestellt wurde, dass Padova sich nicht einig darüber werden konnte, ob Einstein Nernst oder Plancks Kind Nachhilfeunterricht erteilt hatte. Ja und im Buch konnte man dann Schwarz auf Weiß lesen, dass Einstein Habers Kind als Nachhilfelehrer im Fach Mathematik unterrichtete, wie der Autor in der Biographie schrieb. Dies zeugte von profundem Wissen und Kenntnissen des Autors zur konkreten Materie „Einsteins Lebensweg in der Zeit von 1914 bis 1918“. Und: Die drei weltberühmten Physik-Koryphäen Deutschlands, zudem noch der Physikerpapst Planck mussten ihren Kindern Nachhilfeunterricht in Mathematik durch einen Dritten erteilen lassen. Dies war mehr als aufschlussreich und erstaunlich und ließ ganz tief zur Qualifikation der drei Koryphäen der Physik/Chemie blicken. Nernst und Planck sollen dann wohl 1913 in die Schweiz gefahren sein, um Einstein nach Deutschland zu einer Außerordentlichen Professur an dem Kaiser-Wilhelm-Institut einzuladen. Dies hätte man doch postalisch effektiver erledigen können! (????). Was verbirgt sich nur dahinter? In den einzelnen Abschnitten sind richtige Sprünge zu verzeichnen, so dass man den Eindruck gewinnt, dass der Autor die verschiedenen Quellen wahrscheinlich ins Buch unkritisch reinkopierte, ohne dann die Quellen anzugeben respektive zu benennen. Beispiel Funkstelle der Post in Nauen als exemplarisches Beispiel zur Verbreitung von elektromagnetischen Wellen (Seite 206 unten): Hier kann der Leser rezipieren, dass zwischen Deutschland und den USA 1916 eine Funkverbindung bestehen würde und 250 Zeichen pro Minute über den Atlantik geschickt werden könnten. Da der Abschnitt im Präsens verfasst wurde, hat der Autor diese Passage aller Wahrscheinlichkeit nicht überarbeitet. Und an einer anderen Stelle konnte zweifelsfrei ein weiteres Plagiat entdeckt werden: Der Autor schreibt einfach den vermeintlichen „Entwurf“ der allgemeinen Relativitätstheorie in Teilen von Einstein ab (auf Seite 198 ist der „Entwurf“ als Fotokopie zu lesen). Die Beispiele zur speziellen und allgemeinen Relativitätstheorie sind von einem Laien kaum nachzuvollziehen und zu verstehen (nicht so von einem Eingeweihten in die Thematik), weil keine Formeln, kein Formalismus, keine Skizzen, noch Grafiken oder Zeichnungen zur Transparenz zum Einsatz gelangten. Unbedingt gilt hier aber in diesem Zusammenhang zu konstatieren, dass Einstein niemals die Abweichung des Lichtes von fernen Sternen durch die Schwerkraft der Sonne berechnetet hatte. Diese Berechnung stammt vom deutschen Astronomen Johann Georg von Soldner, der bereits 1801 diese Berechnung vornahm. In dem Skript zur allgemeinen Relativitätstheorie gibt Einstein zwar den Winkel mit 0,83„ bzw. 1,7 „ der Abweichung in Winkelsekunden (und nicht in Bogensekunden wie der Autor schrieb) an, nutzt man aber den Formalismus zur Berechnung der Abweichung, dann kommt ein absurder Wert heraus! (es soll der mathematisch-physikalische Beweis hier nicht erbracht werden). Die Periheldrehung beim Merkur pro Jahrhundert mit 45„ stammt auch nicht von Einstein (siehe Seite 195), sondern vom Mathematiklehrer Paul Gerbert aus Stargad, der die Periheldrehung des Merkurs bereits 1893 berechnete. Es muss ein für alle Male konstatiert werden, dass der wirkliche Autor der Relativitätstheorie in seinem Gesamtguss der französische Mathematiker und Physiker Henri Poncarè ist!
    Und was sollen die beiden Zeichnung/Fotos auf Seite 74 mit der ruhenden und bewegten Licht-Uhr bedeuten? Als Zeitmesser zu interpretieren hat man die größten Schwierigkeiten! Nun zu dem Buckeltragflächenprofil (Seite 236 und 237): Einige Seiten zuvor kam zum Ausdruck, dass Einstein durch einen Vortrag die Aerodynamik bereichert hätte. An anderer Stelle ist dann wiederum zu lesen, dass Einstein die Aerodynamik nicht verstehen würde (Selbstreflektion – Fliegen sei ein großes Rätsel der Physik – Seite 236). Und der „Hammer“ war dann, dass gegen jegliche Gesetze der Aerodynamik Einstein ein Tragflächenprofil mit einem Buckel (Katzenbuckelflügel) im Auftrage der Luft-Verkehrs-Gesellschaft (LVG) in Berlin – Johannisthal 1917 konstruiert haben soll, wobei zwei Testflieger dadurch beinahe abgestürzt wären (Seite 237 und 238 jeweils oben). Viele Jahre später (wohl um 1955) hat sich Paul Georg Ehrhardt, einer der beiden Piloten dann bei Einstein für seine „hilfreichen aerodynamische Konstruktion-Kenntnissen“ und Einsteins Elaborat bedankt (Entwurf des Katzenbuckelprofils). Einstein (und der Autor) hat (haben) dabei gar nicht gemerkt, dass Ehrhard Einstein „auf die Schippe“ genommen hat! (Seite 237 Mitte). Dass muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Einstein beherrscht nicht einmal das elementare bernoullische Gesetz (p+q= p+v²*ς :2=konstant – statischer und dynamischer Druck sind konstant ), das Gegenstand der ersten Physikvorlesungen an technische/ naturwissenschaftlichen Unis ist und entwickelt die allgemeine und spezielle Relativitätstheorie? Einfach ein Unding! Resümee und Fazit zur Einsteins geistigen Kapazität: Einstein hatte de facto nicht die geringste Ahnung von Physik! Und was der große Philosoph Peter Sloterdijk zu der Denkkapazität von Einstein äußerte, ist der reinste Stuss, weil es den neurophysiologischen und kognitionspsychologischen Erkenntnissen nicht im Mindesten adäquat ist (siehe Seite 211 oben).
    Bei aller Kritik: Das Buch atmet den Zeitgeist von 1914 bis 1918 und reflektiert wesentliche historische Ereignisse des 1. Weltkrieges und dieses Zeitabschnittes.

    Siegfried Marquardt, Königs Wusterhausen

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